Litauen: Jetzt trifft es auch die Onlinemedien

In Litauen hat in den vergangenen Jahren der große Kahlschlag stattgefunden: Inzwischen gibt es keine überregionale Zeitung mehr, die täglich erscheint, einige Zeitschriften mussten dicht machen. Seit Beginn der Corona-Krise bangen auch die Onlineportale um ihre Existenz. Dabei war die Lage für litauische Medien nicht immer so miserabel.

Kiosk in Litauen (Flickr, Andreas Lehner (CC BY 2.0))
Kiosk in Litauen (Flickr, Andreas Lehner (CC BY 2.0))
Denn noch vor der Unabhängigkeitserklärung 1990 war in Litauen die Zensur aufgehoben worden, wodurch den Medien eine große Rolle im Kampf für staatliche Souveränität zukam. Die Bürger sehnten sich nach einer freien Presse und der Einfluss der Medien war in den 1990er Jahren groß. Damals waren Auflagen von 100.000 Exemplaren keine Seltenheit. Doch die Auflagen vieler Zeitungen sind in den vergangenen fünfzehn Jahren um bis zu zwei Drittel geschrumpft.

Tageszeitungen sind Geschichte

Schon die weltweite Wirtschaftskrise 2008 und die sie begleitenden harten politischen Entscheidungen (z. B. Erhöhung der Mehrwertsteuer für Printmedien von 5 auf 21 Prozent) waren schwer zu ertragen. Einige Medien verschwanden sofort von der Bildfläche, andere kämpften noch einige Zeit um das Überleben. Im Jahr 2019 wurde dann auch die älteste litauische Tageszeitung Lietuvos žinios nach über hundert Jahren eingestellt. Doch eine echte überregionale Tageszeitung gab es schon lange nicht mehr, da alle schon zuvor auf die Montagsausgabe verzichtet hatten. Seit 2020 erscheint auch die einst größte und einflussreichste Tageszeitung Lietuvos rytas nur noch dreimal pro Woche. Die Corona-Krise stellte auch für die einzige Wirtschaftstageszeitung Verslo žinios einen Knackpunkt dar, sie musste sich in eine Wochenzeitung verwandeln. Die wichtigsten Regionalzeitungen sind Kauno diena aus der zweitgrößten Stadt Kaunas, sowie Klaipėda und Vakarų ekspresas aus der Hafenstadt Klaipėda.

Viele ausländische Player mischen mit

Die Weltwirtschaftskrise hatte den Printmedien geschadet, die Corona-Pandemie trifft nun auch die Onlinemedien. Auch wenn die Besucherzahlen oft alle Rekorde sprengen, sind die Anzeigen sofort drastisch zurückgegangen und die Medien mussten sogar um staatliche Hilfen beten. Darunter auch die drei größten Portale: Delfi, 15min und Lrytas.

Nach der Wirtschaftskrise von 2008 hatte es mehrere Eigentümerwechsel gegeben. Der norwegische Konzern Schibsted verließ den litauischen Markt und verkaufte 2013 das Portal 15min an den estnischen Konzern Postimees Group (zuvor Eesti Media). 2017 gab es einen Besitzerwechsel beim Fernsehsender TV3, dem auch das gut besuchte Portal Tv3 gehört. Der schwedische Konzern Modern Times Group verkaufte seine Medien im Baltikum an den US-Fonds Providence Equity. Weitere dominante ausländische Konzerne sind die schwedische Bonnier Business Press AB (Verslo žinios) und die estnische Ekspress Group (Delfi).

Unter den litauischen Medienkonzernen sind die Gruppen Lietuvos rytas und Respublikos leidiniai am stärksten. Medien der litauischen Eigentümer werden häufig verdächtigt, von Wirtschaft und Politik beeinflusst zu sein. Besonders betroffen sind kleine lokale Medien, bei denen die Eigentümer oft selbst in der Politik aktiv oder eng mit ihr verbunden sind.

Es gibt immer wieder Versuche seitens der Regierung, die Medien stärker zu kontrollieren und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu beeinflussen. Im Parlament untersuchte beispielsweise ein Sonderausschuss den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Diese Untersuchung hat das Verfassungsgericht später für verfassungswidrig erklärt.

Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen):
Platz 28 (2020)

Stand: April 2020
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