Malta: Investigativjournalisten fürchten um ihr Leben

Im Oktober 2017 erschütterte die Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia die maltesische Medienlandschaft schwer. Sie hatte sich als Aufdeckerin von politischer und wirtschaftlicher Korruption auch im Ausland einen Namen gemacht.

Vor dem Justizpalast in Valletta erinnert ein Foto an die ermordete Journalistin Daphne Caruana Galizia.
Vor dem Justizpalast in Valletta erinnert ein Foto an die ermordete Journalistin Daphne Caruana Galizia.
Wer den Mord beauftragte, ist auch drei Jahre später noch nicht geklärt. Caruana Galizia hatte unter anderem Verstrickungen des maltesischen Premiers Joseph Muscat und seiner Frau in die Panama Papers und Energiedeals mit Aserbaidschan untersucht. Im Januar 2020 wurde der Druck auf Muscat so groß, dass er zurücktrat.

Absturz im Ranking von Reporter ohne Grenzen

Zum Zeitpunkt ihrer Ermordung waren 42 Verleumdungsklagen gegen Caruana Galizia anhängig, ein Zeichen dafür, wie aggressiv Maltas Politiker und Wirtschaftsbosse gegen Kritiker vorgehen. Viele Journalisten beklagten die schleppenden Ermittlungen in dem Fall und erklärten, sich selbst bedroht zu fühlen und um ihr Leben zu fürchten. Der Mordfall und die verschleppten Ermittlungen ließen Malta im weltweiten Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen weit zurückfallen. Dabei verfügt Malta im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl über eine enorm vielfältige Medienlandschaft mit einer Vielzahl von Tages- und Wochenzeitungen, Fernsehkanälen, Radiosendern und Onlineportalen.

Zwischen 1814 und 1964 stand Malta unter britischer Herrschaft, und noch heute ist Englisch neben Maltesisch Amtssprache. Das Erbe der ehemaligen Kolonialmacht spiegelt sich auch in den Medien wider: Die Hälfte der Printmedien wird auf Englisch veröffentlicht. Auflagenstärkste Tageszeitung ist die seit 1935 erscheinende englischsprachige Times of Malta, die als Referenzblatt gilt. Die Auflagen von Maltas Printmedien sind durchgängig rückläufig. Onlineangebote verzeichnen einen rapiden Zuwachs. Malta hat im Vergleich zu anderen EU-Ländern eine sehr hohe Social-Media-Nutzungsrate pro Person.

Jeder Interessengruppe ihr Medium


Während die englischsprachigen Publikationen kommerziell orientiert sind, subventionieren die beiden großen politischen Parteien des Landes ihre eigenen maltesisch-sprachigen Blätter. Hier geht es weniger um Wirtschaftlichkeit als um mediale Präsenz. Der institutionelle Einfluss erstreckt sich auf zahlreiche Medien: Die seit 2013 regierende Labour-Partei besitzt neben einer Wochenzeitschrift einen Fernsehsender und eine Radiostation. Die oppositionelle Nationalist Party gibt eine Tageszeitung heraus. Die Kirche besitzt ihren eigenen Radiosender sowie ein Online-Nachrichtenportal und auch die Gewerkschaft GWU hat eine Tages- und eine Wochenzeitung sowie ein Newsportal. Dies demonstriert, wie stark Interessengruppen den Medienmarkt Maltas als Sprachrohr nutzen.

Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen): Platz 81 (2020)

Stand: April 2020
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