Niederlande: Vielfalt trotz starker Medienkonzentration

Die Niederlande haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder als Trendsetter bei neuen Medien und neuen Formaten gezeigt. Und doch sind die traditionellen Medien längst nicht am Ende. Die Vielfalt der Tageszeitungen bleibt enorm: fünf überregionale Tageszeitungen sowie starke Regionalblätter in einem Land mit 17 Millionen Einwohnern.

Die Geschäftsleitung des finnischen Sanoma-Konzerns unterrichtet Journalisten von nu.nl über die geplante Übernahme durch den belgischen Konzern DPG.
Die Geschäftsleitung des finnischen Sanoma-Konzerns unterrichtet Journalisten von nu.nl über die geplante Übernahme durch den belgischen Konzern DPG.
Die Tageszeitungen erreichen über 40 Prozent der Bevölkerung über 13 Jahre. Ähnlich sieht es beim Fernsehen aus. Trotz zahlreicher kommerzieller Sender, Streaming-Dienste und Internetanbieter behauptet sich das traditionelle Fernsehen, und der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat einen Marktanteil von gut 35 Prozent.

Allerdings gibt es Bestrebungen der Mitte-rechts-Regierung, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutlich zu verkleinern. Stimmungsmache in den Sozialen Medien gegen den angeblich linken Rundfunk und seine Berichterstattung nimmt zu und führt vereinzelt auch zu Bedrohungen von Journalisten.

Die Besitzer der Zeitungen sitzen in Belgien

Vor allem bei den Tageszeitungen zeichnen sich jetzt die Erfolge der digitalen und cross-medialen Investitionen ab. Zugleich führte auch die Verlagskonzentration zu Kosteneinsparungen und damit zum Erhalt von Titeln.

Alle großen Zeitungen sind in belgischer Hand. Der Verlagskonzern Persgroep (DPG Media) hatte 2009 den niederländischen Verlag PCM Uitgevers (zu dem unter anderem Trouw und De Volkskrant gehören) übernommen und 2012 den Zeitschriftenverlag VNU Media gekauft. De Persgroep hält nun rund 50 Prozent am Zeitungsmarkt. Ende 2019 übernahm der Konzern dann noch die niederländischen Titel des finnischen Zeitschriftenverlages Sanoma. Dazu gehört nu.nl, die größte Nachrichten-Seite des Landes.

Verleger bieten Facebook und Google die Stirn


Um ein Monopol zu verhindern, war 2015 NRC Handelsblad aus PCM ausgelagert und vom belgischen Mediahuis übernommen worden. Die Flamen kauften zusätzlich De Telegraaf, die größte Zeitung des Landes, und halten nun einen Marktanteil von rund 39 Prozent des niederländischen Zeitungsmarktes.

Und schließlich drängt noch ein dritter Player auf den Printmarkt: Der Medienunternehmer und Milliardär John de Mol hatte mit TV-Formaten wie Big Brother oder The Voice das europäische TV grundlegend verändert. Nun will er mit seinem Konzern Talpa ein großer Spieler werden. Er besitzt bereits TV- und Radiosender und kaufte 2018 außerdem die nationale Nachrichtenagentur ANP.

Die Befürchtungen, dass diese Konzentration zu einer Verarmung führen könnte, bewahrheiteten sich aber nicht. Die belgischen Verleger investieren und erzielen Erfolge. Und sie hoffen, dass sie Facebook und Google auf dem umkämpften Anzeigenmarkt langfristig die Stirn bieten können.

Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen): Platz 4 (2020)

Stand: April 2020


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