Schweden: Digitale Gewinne wiegen Verluste nicht auf

Der Trend sinkender Druckauflagen setzt sich in Schweden weiter fort. Einige Blätter mussten ganz schließen, andere gibt es nur noch in digitaler Form. Steigende Zahlen digitaler Abonnements machen die Verluste der Druckauflagen jedoch nicht wett.

Metro war nach der Gründung 1995 Vorreiter der Gratiszeitungen in Metropolen weltweit. Im August 2019 wurde die schwedische Druckauflage eingestellt.
Metro war nach der Gründung 1995 Vorreiter der Gratiszeitungen in Metropolen weltweit. Im August 2019 wurde die schwedische Druckauflage eingestellt.
Göteborgs-Posten verlor zwischen 2018 und 2019 fast ein Viertel seiner Leser, das geht aus einer Untersuchung des Unternehmens für Mediennutzungsforschung Orvesto Konsument für das Jahr 2019 hervor. Die angesehene Tageszeitung Dagens Nyheter rutschte demnach erstmals auf eine Reichweite von unter 500.000 Lesern. Die Gratiszeitung Metro stellte im August 2019 ihre schwedische Druckauflage sogar ganz ein. Nach der Gründung 1995 war das Blatt einst Vorreiter der Gratiszeitungen in Metropolen auf der ganzen Welt gewesen. Doch in Stockholm wurde die Zeitung Opfer des Smartphones. Die Menschen beschäftigen sich auf dem Weg zur Arbeit lieber mit dem Handy, anstatt sich einem Druckerzeugnis zu widmen.

Alle Medien setzen denn auch massiv auf digitale Verbreitung, insbesondere auf Apps für Smartphones oder Tablets. Auch Fernsehen und Radio spielen in diesem Segment eine immer aktivere Rolle. Mit dem Ausbau ihrer Onlineangebote können die Zeitungen den Rückgang der Druckauflagen allerdings nicht vollständig auffangen. Bisher gibt es keinen bedeutenden Akteur, der ausschließlich auf Onlineangebote setzt.

Es sind Zeiten des raschen und umfassenden Medienwandels auch in Schweden, das 1766 als eines der ersten Länder der Welt die Freiheit der Presse in seiner Verfassung verankerte. Sie ist ein grundlegendes Element des Rechts auf Meinungsfreiheit, das in dem Land traditionell eine starke Stellung hat. Die Veränderungen spiegeln sich auch in der Reform der staatlichen Unterstützung von Tageszeitungen und der Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Anstalten wider. Diese werden jetzt durch eine Steuer finanziert statt wie bisher durch eine Gebühr. Die staatliche Unterstützung der Lokalzeitungen wurde umstrukturiert. Der Konzentrationsprozess geht hier unvermindert weiter.

Kennzeichnend für die schwedische Medienlandschaft ist die noch immer relativ starke Rolle der öffentlich-rechtlichen und werbefreien Medien Sveriges Television und Sveriges Radio. Sveriges Radio sendet auch in den Sprachen der Minderheiten. Die Kontrollstrukturen sind darauf ausgerichtet, den Einfluss der Politik so gering wie möglich zu halten. Die aufstrebenden rechtspopulistischen Schwedendemokraten haben aber wiederholt die Berichterstattung kritisiert und wollten das Parlament zu einer Rüge bewegen - ohne Erfolg.

Der Aufstieg von privaten Fernseh- und Hörfunksendern (vor allem TV3, TV4 und Canal+) hat seit Anfang der 1990er Jahre auch das Programmangebot der Öffentlich-rechtlichen stark beeinflusst, indem diese verschiedene Formate aus den Privaten kopiert haben, etwa Daily Soaps oder Gewinnspiel-Shows.

Die öffentliche Debatte wird weitgehend von den öffentlich-rechtlichen Medien und den großen Tageszeitungen geprägt, wobei auch die sozialen Medien eine starke Rolle spielen. Der Zeitungsmarkt wird nach Aufkäufen und Konzentrationsprozessen in den 1990er und 2000er Jahren vom norwegischen Schibstedt-Konzern und der schwedischen Bonnier-Media dominiert.

Rangliste der Pressefreiheit (Reporter Ohne Grenzen): Platz 4 (2020)

Stand: April 2020
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