China schwächt eigene Währung

Die chinesische Zentralbank hat den Yuan am heutigen Donnerstag den dritten Tag in Folge abgewertet. Die Börsen weltweit reagieren mit fallenden Kursen auf die Währungsschwächung. Kommentatoren fürchten eine Ansteckungsgefahr für die Wirtschaft des Euroraums und mahnen den Westen, jetzt bloß nicht die Nerven zu verlieren.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Gefahr für Europas Konjunktur

Die Yuan-Abwertung kann auch die wirtschaftliche Erholung in Europa gefährden, warnt die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Die hohen Kursverluste deutscher Aktien mit großer Abhängigkeit von China sind ein Warnsignal. Zwei kleine Abwertungen der chinesischen Währung reichten aus, um Schockwellen um die Weltbörsen zu schicken. Plötzlich wird Europa aus seiner Eurozentriertheit gerissen und stellt fest, dass sich nicht alles in der Welt um Griechenland dreht. Ein Schock aus Asien könnte die zaghafte Erholung der europäischen Konjunktur abwürgen. Auch die angeblich so robuste deutsche Wirtschaft ist gefährdet. Die Abwertung in Peking ist hoffentlich nicht der Beginn eines globalen Abwertungswettlaufs, der bekanntlich nur Verlierer kennt. Doch einiges spricht dafür, dass das kommunistische Zentralkomitee einen Teil seiner Probleme nun in die Welt exportieren möchte, nachdem China nach der Finanzkrise mit gigantischen Konjunkturprogrammen als Lokomotive die Weltwirtschaft gezogen hatte."

El Mundo (ES) /

Weltwirtschaft könnte in Abwärtsstrudel geraten

Weitreichende Konsequenzen wegen dieser und künftiger Abwertungen der chinesischen Währung fürchtet die konservative Tageszeitung El Mundo: "Die Sache könnte als kleiner Schnupfen abgehakt werden. Aber es gibt Gründe, die eine weitere Abwertung des Yuan in den kommenden Tagen befürchten lassen. Und dann könnte sich die gesamte Weltwirtschaft am Virus anstecken und an Grippe erkranken. Zunächst könnte es zu einem regionalen Devisenkrieg führen. Die Währungen wichtiger Exportnationen wie Japan, Taiwan und Südkorea bekommen die Auswirkungen der Abwertung ihres Riesennachbarn bereits zu spüren. Und in Europa würde dies den noch immer schwachen Aufschwung beeinträchtigen, nach der schwersten Krise seit Jahrzehnten. In der Tat gilt es schon jetzt als wahrscheinlich, dass die Fed die für September vorgesehene Zinserhöhung verschiebt. Dabei hatte sich Mario Draghi schon darauf gefreut - wegen der heilsamen Wirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit des Euro."

Corriere del Ticino (CH) /

Westen muss besonnen reagieren

An den Aktienmärkten wächst die Nervosität, doch der Westen muss angesichts der neuen chinesischen Währungspolitik einen kühlen Kopf behalten, warnt die liberale Tageszeitung Corriere del Ticino: "China ist nicht nur die zweitstärkste Wirtschaftsmacht der Welt, sondern auch das Land, das am meisten die Rohstoff- und Industriegüterpreise beeinflusst. Von daher ist zu erwarten, dass der Wachstumsrückgang und die Yuan-Abwertung eine Deflationswelle auslösen werden. ... Die westlichen Wirtschaften werden die Folgen zu spüren bekommen. Die Geldpolitik von Peking wird den ohnehin schon blutleeren europäischen Aufschwung noch mehr schwächen, beruhte er doch in erster Linie auf der Abwertung des Euro. Gleichzeitig wird Amerika die fällige Zinsanhebung herauszögern. Eine unüberlegte und uneinige Reaktion der westlichen Länder droht zudem eine Kettenreaktion mit unabsehbaren Folgen auszulösen. Bleibt zu hoffen, dass die Dynamik des Schlagabtauschs ausbleibt, denn sie würde für Spannungen sorgen, die weit über die Grenzen des Handelsbereichs hinausgehen könnten."

La Croix (FR) /

Abwertung soll Yuan zur Weltwährung machen

Die Volksrepublik verfolgt mit ihrer Währungspolitik offenbar nicht allein das Ziel, die Konjunktur anzukurbeln sondern hat noch weitere Ambitionen, vermutet die katholische Tageszeitung La Croix: "Soll der Bruch mit dem starken Dollar nur der Konjunktur dienen oder ist er Teil einer Politik, die den Yuan in den nächsten Jahren zu einer echten internationalen Währung machen soll, die frei zirkulieren kann und konvertierbar ist? Die roten Scheine werden in einigen afrikanischen Ländern bereits als Zahlungs- und Rücklagemittel verwendet. Erst kürzlich, Anfang August, hat China mit Angola einen Vertrag unterzeichnet, der die chinesische Währung zur zweiten gesetzlichen Währung in dem zweitwichtigsten ölproduzierenden Landes Afrikas macht. Peking kann nun nicht mehr so tun, als existieren diese Währungskontakte nicht. Die Internationalisierung des Yuan ist derzeit einer der besten Garanten gegen einen erneuten Währungskrieg."