Paris und Moskau führen Krieg gegen IS

Frankreich fliegt seit den Anschlägen in Paris verstärkt Luftangriffe gegen IS-Stellungen in Syrien und kooperiert dabei mit Russland. Doch Bombardements allein werden kaum für einen Sieg über die Terrormiliz ausreichen, meinen einige Kommentatoren. Andere warnen den Westen eindringlich davor, sich in einen Bodenkrieg hineinziehen zu lassen.

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Il Sole 24 Ore (IT) /

Ohne Bodentruppen ist der Krieg aussichtlos

Der Luftkampf von Frankreich und Russland gegen die IS-Milizen ist ohne Bodentruppen aussichtslos, klagt die liberale Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore: "Solange die Luftangriffe nicht von einer robusten Bodenoffensive begleitet werden, sollte man sich über ihre Schlagkraft lieber keine allzu großen Hoffnungen machen. Wenn Hollande wirklich den 'gnadenlosen Krieg' gegen den IS führen will, den er angekündigt hat, wird er Bodentruppen einsetzen müssen. Vier Brigaden mit Artillerie, Panzern und Hubschraubern, ein Aufgebot von rund 20.000 Mann, die die syrischen, kurdischen und irakischen Truppen flankieren würden, könnten in wenigen Wochen den IS vernichten, Rakka und Mossul befreien und es dann den regionalen Kräften überlassen, die Region wieder zu stabilisieren. Frankreich hat im Höchstfall 6.000 Mann, die es nur einsetzen kann, wenn die neue 'entente cordiale' mit Moskau, [Syriens Machthaber] Assad dazu bewegen könnte, die Landung französischer Truppen auf syrischem Boden zu gestatten."

Trouw (NL) /

Nicht in Bodenkrieg hineinziehen lassen

Vor Kriegsrhetorik und vorschnellem Handeln warnt die christlich-soziale Tageszeitung Trouw Frankreich und seine Verbündeten: "Mit dem Wunsch, in den 'Krieg' gegen IS zu ziehen, drohen die Kämpfe in Syrien und Irak weiter zu eskalieren. Aber es ist gerade das Ziel der IS-Terrormiliz, einen Bodenkrieg zu initiieren und westliche Armeen mit hineinzuziehen. Das ist allerdings eine Option, die der US-Präsident Barack Obama zu Recht ablehnt. Auch schwere Bombardements von Syrien sind erst dann sinnvoll, wenn es ein klares Mandat gibt und einen Ausweg für Bürger, die zwischen IS und der internationalen Koalition eingeklemmt sind. Wenn Russland seine Blockade im UN-Sicherheitsrat aufgibt, muss alles für ein Mandat getan werden, das von so Vielen wie möglich getragen wird. ... Gerade angesichts der Terror-Bedrohung zeigt sich Führungsstärke im sorgfältigen Handeln."

Le Monde (FR) /

Für Allianz mit Russland nicht alles opfern

Im Kampf gegen die Dschihadisten darf sich der Westen von Russland nicht täuschen lassen, mahnt die linksliberale Tageszeitung Le Monde: "Russland hat in Syrien eingegriffen, weil es Putins Wunsch war, sein Land zurück in das Spiel der Großmächte zu bringen. Diese Großmachtrolle hat er bereits am Montag auf dem G20-Gipfel in Antalya genossen. Außerdem wollte er den Zusammenbruch Syriens verhindern, um die russischen Interessen in dem Land zu wahren. Die jüngsten Äußerungen Putins zeigen, dass er eine Führungsfigur ist, die sich auf Konfrontationskurs mit dem Westen befindet. Diesen beschuldigt Putin, Russland am Ende des Kalten Kriegs betrogen zu haben. ... Der Westen darf im Gegenzug für die russische Unterstützung gegen die IS-Miliz nicht die Prinzipien opfern, die ihn einen und auf denen seine Unterstützung für die Ukraine beruht."

Salzburger Nachrichten (AT) /

IS-Geldquellen endlich austrocknen

Die Alliierten gegen die Terrormiliz IS müssen endlich die Geld- und Waffenquellen der Dschihadisten trockenlegen, fordert die christlich-liberale Tageszeitung Salzburger Nachrichten: "Montag wurden erstmals umfassend die Öleinrichtungen des IS attackiert. ... Offenbar bedarf es eines Massenmords in einer europäischen Hauptstadt und der Sprengung eines russischen Flugzeugs, um den USA, Großbritannien, Frankreich und Russland klarzumachen, dass den Mördern nur beizukommen ist, wenn man die Geldquelle verschließt. Die Morde von Paris waren auch nur möglich, weil der internationale Waffenhandel ungehindert blüht. Problemlos können die Dschihadisten jede beliebige Ausrüstung kaufen. Gern wird vom Schwarzmarkt geredet, doch entstehen die Waffen nicht in Hinterhöfen. Es handelt sich um hoch entwickelte Geräte, die in modernsten Fabriken gefertigt werden. An diesen Fabriken sind vielfach angesehene Staaten direkt oder indirekt beteiligt oder zumindest interessiert. Nicht zuletzt die alliierten Staaten, die gegen den IS Krieg führen."