Ausgangssperren in Südosttürkei

Menschenrechtler und kurdische Politiker werfen türkischen Sicherheitsbehörden vor, keine Hilfe zu schwer verletzten Menschen in der belagerten Stadt Cizre vorzulassen. In einem umkämpften Haus sollen mehrere eingeschlossene Menschen gestorben sein. Kommentatoren beklagen die Ignoranz gegenüber dem Schicksal der Kurden.

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T24 (TR) /

Türkei wird zweites Syrien

Europa will vom Krieg im Südosten der Türkei nichts wissen, kritisiert die liberale Internetzeitung T24 angesichts der jüngsten Vorwürfe gegen die türkische Regierung:

„Die europäischen Länder sind mit der Türkei einen schmutzigen Handel eingegangen um ihr Flüchtlingsproblem zu lösen. Aber sie sind sich einer Sache nicht bewusst: Indem sie ihre Augen vor den Ereignissen in der Türkei und der Verfolgung der Kurden verschließen, werden sie das Flüchtlingsproblem in Europa nicht lösen, sondern nur verstärken. Indem sich die Türkei rapide in ein zweites Syrien verwandelt, gesellen sich nun auch Flüchtlinge aus dem türkischen Volk zu denen, die versuchen nach Europa zu gelangen. Dieser schmutzige Handel verletzt nicht nur die universellen Prinzipien, auf denen die EU basiert, sondern auch Europa selbst.“

Agos (TR) /

Türken tragen Verantwortung für Kurden

Am Mittwoch ist die 56 Tage dauernde Ausgangssperre in Diyarbakır auf fünf weitere Stadtteile ausgeweitet worden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erklärte, die Gewalt im Südosten treffe vor allem die Zivilbevölkerung. Diese Entwicklung wird die Türkei für Jahre beeinflussen, warnt die Wochenzeitung der armenischen Minderheit Agos:

„Die Türkei will beharrlich mit ihren Kurden keinen Frieden schließen oder sie will diesem Frieden auf jeden Fall ihre eigenen Bedingungen und ihren Rahmen diktieren. Solange das nicht so ist, schreckt sie nicht davor zurück, ihre grenzenlose Macht einzusetzen und die Welt ist aus unterschiedlichen Gründen nicht daran interessiert, was dort wirklich vor sich geht. Aber das Hauptproblem liegt darin, dass die Türkei nicht zuhört. Diejenigen, die ihre Ohren vor dem Schrei nach einem Ende dieser Zustände verschließen und ihren Kopf in eine andere Richtung drehen, müssen sich eines Tages vor der Geschichte verantworten.“