Prozess gegen Amber-Gold-Manager

Der Prozess gegen einen Manager des Finanzdienstleisters Amber Gold hat am Montag in Danzig begonnen. Dieser soll dafür verantwortlich sein, dass zwischen 2009 und 2012 polnische Kleinanleger mit Hilfe eines Schneeballsystems um rund 200 Millionen Euro betrogen wurden. Ist Polen heute gegen solche Betrüger gefeit?

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Gazeta Wyborcza (PL) /

Sparer fallen immer wieder auf Schurken herein

Anlässlich des Prozessbeginns gegen einen Amber Gold-Manager fragt der Finanzjournalist Maciej Samcik in der liberalen Tageszeitung Gazeta Wyborcza, ob die Polen heute wieder auf unrealistische Renditeversprechen hereinfallen würden:

„Meiner Meinung nach ist dies nicht ausgeschlossen. Ich kann mir durchaus ein Szenario vorstellen, in dem Beamte wieder einmal auf einem Auge blind sind, und das, obwohl die Vorschriften in der Zwischenzeit verschärft wurden. Dann kommt wieder ein Finanz-Magier, der dem Volk vorgaukelt, dass es einen Gewinn ohne Risiko gibt. Und es wird wieder eine Gruppe von Kleinsparern geben, die ihm ihr Geld anvertraut, ohne die notwendigen Fragen zu stellen. Jetzt - so kurz nach der Affäre - sind die Wunden noch zu frisch, als dass so etwas gleich nochmal passiert. Doch nach einer gewissen Zeit wäre es bestimmt wieder möglich.“

Dziennik Gazeta Prawna (PL) /

Polnischer Staat ist jetzt gewappnet

Zum Glück hat der Staat die richtigen Konsequenzen aus der Affäre gezogen, freut sich die konservative Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna:

„Die Finanzaufsicht (KNF) und die Behörde für Verbraucherschutz haben nun rechtliche Instrumente in die Hand bekommen, um die Leute künftig vor solchen Affären zu schützen. Dazu gehört insbesondere die Möglichkeit, dass der Vorsitzende der KNF ein Verfahren gegen Beamten einleiten kann, um die Faktenlage feststellen zu lassen. Damit kann er herausfinden, ob jemand gegen das Bankenrecht oder aber auch gegen Rechte verstoßen hat, die in anderen Finanzsegmenten gelten. ... Der Ermittler, den der KNF-Vorsitzende beauftragt, kann nun während der Prüfung ohne Einschränkung handeln - beispielsweise einfach in die Zentrale einer Firma gehen, gegen die Ermittlungen laufen, um dort Dokumente zu sichten. Wenn man ihn daran hindert, dann drohen Strafzahlungen bis zu einer halben Million Złoty [etwa 120.000 Euro] oder Gefängnis.“