Was bedeutet Kerrys Besuch in Hiroshima?

Während des G7-Treffens in Japan hat John Kerry als erster US-Außenminister das Mahnmal in Hiroshima besucht. Er legte dort einen Kranz nieder. Eine offizielle Entschuldigung für den Atombombenabwurf 1945 lehnen die USA aber weiterhin ab. Was wollen sie dann mit ihrer Geste ausdrücken?

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Lidové noviny (CZ) /

Es bedarf keiner Entschuldigung

Die Kranzniederlegung von US-Außenminister Kerry war angemessen und ausreichend, urteilt die konservative Tageszeitung Lidové noviny:

„Vielleicht wird im Mai in Hiroshima aus Präsident Obama ein amerikanischer Willy Brandt, der 1979 mit seinem Kniefall im Warschauer Ghetto in die Geschichte einging. ... Andererseits war der Bombenabwurf keine amerikanische Willkür, sondern eine Reaktion auf den japanischen Fanatismus. Vor 71 Jahren weigerte sich Tokio, zu kapitulieren und somit weitere Millionen Opfer zu verhindern - mehr Opfer, als die Bombe gekostet hat. Zudem war es Japan, das den Krieg begonnen hatte. ... Es ist möglich, sich für die eine oder andere Aktion zu entschuldigen, etwa für die Art und Weise, wie Hamburg oder Dresden bombardiert wurden. Bei der Atombombe ging es jedoch nicht um die Art und Weise, sondern um ihren Einsatz oder Nichteinsatz. ... Ja, es war eine gewaltige Tragödie. Aber entschuldigen muss sich Amerika für seine Entscheidung nicht.“

La Vanguardia (ES) /

Guter Einsatz gegen atomares Wettrüsten

Kerrys Besuch in Hiroshima ist keine Entschuldigung, sondern steht für ein neues Engagement der USA, Atomwaffen in der Welt zu begrenzen, erinnert die konservative Tageszeitung La Vanguardia:

„Die Absichten von Kerry und den G7 sind lobenswert. ... Aber sie verfolgen gleichzeitig konkrete Interessen. Der Kalte Krieg und die gegenseitige atomare Abschreckung der USA und der Sowjetunion sind Geschichte. Heute besitzen viele Staaten die Atombombe. ... Man weiß, dass auch andere Länder Programme für Nuklearwaffen entwickeln, deren Ausgang ungewiss ist. Durch diese Verbreitung ist eine Gefahr entstanden, die größer ist als die nukleare Bedrohung durch einen Staat: der Einsatz von Atomwaffen durch terroristische Gruppen. Das Bestreben, das nukleare Wettrüsten einzuschränken ist offensichtlich. Und auch jeden Tag notwendiger.“