Rom führt Homoehe ein

Italien hat als letztes westeuropäisches Land am Mittwoch ein Gesetz zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften erhalten. Ist das ein längst überfälliger Schritt oder eine Abkehr von der Institution der Ehe?

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Corriere della Sera (IT) /

Homosexuelle müssen auch adoptieren dürfen

Als Zugeständnis an Kritiker aus Opposition und eigener Partei hat Premier Renzi das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare aus dem Gesetzentwurf gestrichen. Doch auch dieser Schritt ist überfällig, mahnt die liberal-konservative Tageszeitung Corriere della Sera:

„Das Versprechen muss eingehalten werden, es ist unaufschiebbar. Ansonsten lastet auf Italien das Image einer geschwätzigen und wenig glaubwürdigen Politik, die erst erklärt, in Sorge um das Schicksal vieler Kinder zu sein und dann nicht in der Lage ist, ein Adoptionsrecht auszuarbeiten, das die bestehende erdrückende und engherzige Rechtsprechung überwindet. ... Müssen wir jetzt weitere 30 Jahre warten, eben genau die unendliche Zeit, die wir gebraucht haben, um endlich ein gutes Gesetz zur Regelung der Zivilunion zu verabschieden?“

Avvenire (IT) /

Säkularisierung macht Menschen zur Ware

Die katholische Tageszeitung Avvenire warnt hingegen vor einer Liberalisierung des Adoptionsrechts:

„Dies sind die unvermeidbaren Folgen des Säkularisierungsprozesses, der unsere Gesellschaft radikal verändert hat und weiter verändern wird. Eine Gesellschaft, die auf der Institution der Ehe gründete, die über Jahrhunderte den christlichen Westen charakterisiert hat. ... Wir befinden uns mit anderen Worten in einer Phase, in der alle nur denkbaren Versuche unternommen werden, neuen zwischenmenschlichen parafamiliären Bindungen Leben und Konsistenz zu verleihen und Grenzen zu überschreiten, die unvermeidbar und ausschlaggebend den Gesetzen eines Marktes gehorchen.“