Kontroverse um abgesagtes Konzert in Verdun

Der Bürgermeister von Verdun hat das geplante Konzert des Rappers Black M zum 100. Jahrestag der Schlacht von Verdun am 29. Mai abgesagt. Er reagierte damit auf rechte und rechtsextreme Kritiker, die daran erinnert hatten, dass der Musiker Frankreich 2010 in einem Lied als Land der Ungläubigen bezeichnet hatte. War das richtig? Kommentare aus Frankreich zeigen, wie sehr das Land um ein angemessenes Gedenken ringt.

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Mediapart (FR) /

Verstümmeltes Gedenken

Die Historikerin Laurence de Cock und der Soziologe Karim Hammou bedauern auf Mediapart, dass es der extremen Rechten gelingt, das kollektive Gedenken Frankreichs zu vereinnahmen:

„Die Stadtverwaltung von Verdun hätte ein Programm ersinnen können, das weniger auf Show und Spektakel ausgerichtet ist. Abgesehen von dieser Kritik offenbart die ganze Angelegenheit eine Logik der Politik und des Gedenkens, die sehr beunruhigend ist. Ein vergilbtes, schwarz-weißes Familienfoto steht nur mehr für ein verstümmeltes Gedächtnis und wurde von einer ranzigen nationalen Identität konfisziert. Es reiht sich ein in die lange Liste der Zugeständnisse an die extreme Rechte. Dies alles zeugt von Verachtung der Vergangenheit ebenso wie der Gegenwart. Und es macht einmal mehr deutlich, dass plurale Erinnerungen, die ebenso schmerzhaft wie heroisch sind und die die heutige Gesellschaft prägen, von einigen radikal abgelehnt oder geleugnet werden.“

Boulevard Voltaire (FR) /

Kulturministerin ist ihres Amtes nicht würdig

Frankreichs Kulturministerin Audrey Azoulay hat die Absage des Konzerts kritisiert und von einer abstoßenden Moral gesprochen. Darüber empört sich der rechte Kommunalpolitiker Fabien Bouglé auf Boulevard Voltaire:

„Audrey Azoulay hat sich vollkommen blamiert, nicht nur, indem sie für den Sänger Partei ergriff, sondern die Idee eines feierlichen Konzerts als solches unterstützte. Sie hat das Gedenken an unsere gefallenen Soldaten mit der Fête de la Musique verwechselt. Es ist nicht mehr hinnehmbar, dass im Namen der künstlerischen Freiheit Werke gezeigt, verbreitet und gefördert werden, die Pädophilie, Antisemitismus oder Hass gegen Katholiken, Frankreich oder Franzosen gutheißen. Künstlerische Freiheit erlaubt nicht alles und die Kulturministerin muss ihrer Verantwortung gerecht werden. Dadurch, dass sie es ablehnt, unsere Toten in Würde zu ehren, und dass sie die Absage des Konzerts bedauert, hat sie gezeigt, dass sie ihres Amtes nicht würdig ist.“