Bundespräsident Gauck tritt nicht wieder an

Bundespräsident Joachim Gauck hat angekündigt, mit Blick auf sein Alter nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Der 76-Jährige wird deshalb im März 2017 aus dem Amt scheiden. Kommentatoren zollen der Entscheidung Respekt und glauben, dass sich Gauck seinen Platz in der Geschichte schon gesichert hat.

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tagesschau.de (DE) /

Beliebter wird er nicht mehr, jünger auch nicht

Gaucks Verzicht ist eine weise Entscheidung, lobt tagesschau.de:

„Dass in der Politik jemand den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören findet, kommt selten vor. Sehr viel länger ist die Liste derer, die aus dem Amt gedrängt wurden. Das ist immer ein unwürdiges Schauspiel für alle Beteiligten und es ist gut, dass sich der Bundespräsident das selbst und uns erspart. Denn er weiß: In einer zweiten Amtszeit hätte er nur verlieren können. ... Hätte er weitergemacht, wäre er mit 82 Jahren noch im Amt gewesen. Ob die Kraft gereicht hätte? Gauck ist sich nicht sicher genug und verzichtet auf das Experiment. Auch das hat Größe, denn es ist eine realistische Einschätzung des eigenen Alters. Kurzum: Beliebter kann er nicht werden, jünger auch nicht. Der Entschluss ist deshalb klug.“

Lidové noviny (CZ) /

Gauck bekommt seinen Platz in der Geschichte

Kritisch, aber immer respektvoll - das ist Joachim Gauck für die Zeitung Lidové noviny:

„Mehr als eine Million Migranten haben in Deutschland gesellschaftliche Spannung erzeugt. Die Popularität der Regierung sinkt. Weshalb aber hätten 70 Prozent der Deutschen gern weiter Gauck als Präsident, der wie Angela Merkel für die 'Willkommenskultur' steht? Womöglich deshalb, weil er auch unangenehme Dinge anspricht - doch mit kritischem Verstand. Gauck begreift die Flüchtlinge als Chance für Deutschland. Doch er kann deshalb nicht islamophil genannt werden. ... Er versteht es, zu kritisieren, dabei aber die Meinung seines Widersachers zu respektieren - eine Tugend, die bei uns so fehlt. Dass Gauck bei all seiner Kritik immer an die Menschlichkeit und das Gute in der Gesellschaft appelliert, sichert ihm einen Platz in der Geschichte.“

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