Osborne will Steuern für Unternehmen senken

Um Firmen nach dem Brexit-Votum in Großbritannien zu halten, will der britische Finanzminister Osborne die Körperschaftssteuer von derzeit 20 auf unter 15 Prozent senken. Das wäre der niedrigste Körperschaftssteuersatz aller großer Volkswirtschaften. Können die negativen Folgen des Brexit so verhindert werden?

Alle Zitate öffnen/schließen
L'Echo (BE) /

Steuersenkung kommt überstürzt

Es ist riskant, eine Senkung der Körperschaftssteuer bereits jetzt anzukündigen, mahnt L'Echo:

„Der Versuch, eine Investitionsflucht zu verhindern, ist verständlich. Damit zückt der Schatzmeister jedoch die sensible Karte des Steuerwettbewerbs - und das sogar noch bevor die Verhandlungen überhaupt begonnen haben. ... Indem London das Thema zur Sprache bringt, riskiert die britische Regierung, ihre Partner auf Anhieb zu verstimmen. Das ist kontraproduktiv. Zehn Tage nach dem Referendum haben sich die Vordenker des Brexit feige davongemacht. Zehn Tage nach dem Referendum verrennt sich das verbliebene politische Personal noch vor dem Anstoß in panisches Herumgekicke. … Zehn Tage nach dem Referendum ist es bereits Zeit für die Briten, sich mit den verschiedenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen, um ihre Fehlentscheidung rückgängig zu machen: Abstimmung im Parlament, Neuwahlen, neues Referendum? It's not too late.“

L'Opinion (FR) /

Briten wollen ihre Haut retten

Der britische Finanzminister George Osborne bemüht sich nun, die Konsequenzen der verheerenden Versprechungen im Brexit-Wahlkampf abzuschwächen, analysiert L'Opinion:

„Jetzt sind die Briten draußen und bereit, der Versuchung des Steuerdumpings nachzugeben, um ihre Haut zu retten, wenn sie dann nicht mehr am Binnenmarkt teilhaben. … Die Zauberlehrlinge der Abriegelung vergessen immer wieder, dass Barrieren mehr isolieren als schützen, dass sie mehr Repressalien hervorrufen, als sie Wachstum stimulieren. Wer exportieren will, muss auch importieren. Wer rausgehen will, muss auch hereinlassen. Ohne Handel kann keine Wirtschaft florieren. Die gefährlichste Dumpingart ist das Wahldumping. Es besteht darin, Ängste zu instrumentalisieren und die wirtschaftlichen Realitäten zu leugnen. 'Die Kontrolle wiedererlangen' bedeutet nämlich, allein über seinen Niedergang zu entscheiden.“