Erneut schweres Erdbeben in Mittelitalien

Am Sonntag hat erneut ein schweres Erdbeben Mittelitalien erschüttert. Es war das heftigste Beben in Italien seit 36 Jahren und das fünfte zerstörerische Beben in der Region seit August. Die Presse lenkt das Augenmerk auf zehntausende Menschen ohne Bleibe und betont, dass Italien Katastrophenhilfe und Wiederaufbau nicht alleine schultern kann.

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Welt (DE) /

Italien braucht mehr als Solidaritätsbekundungen

Das schwere Erdbeben in Italien geht auch den Rest Europas etwas an, mahnt Die Welt:

„Premierminister Matteo Renzi kann sich angesichts von mindestens fünfzigtausend Obdachlosen und komplett zerstörten Ortschaften nicht mehr um die Defizitkriterien der Euro-Zone scheren. Er hat das auch am Sonntagmorgen ... deutlich angekündigt. Der Wiederaufbau wird viele Milliarden Euro kosten, und er wird Jahrzehnte dauern. Die zweite große Unsicherheit in Italiens ohnehin arg instabiler Situation: Wie kann das Land weiter Hunderttausende Flüchtlinge aufnehmen, wenn unzählige Staatsbürger nicht wissen, wo sie unterkommen? ... Nun, so schreiben viele Medien pathetisch, 'liegt das mittelalterliche Herz unseres Landes in Trümmern'. Wollen die Italiener eine Operation an diesem verwundeten Herzen bewältigen, dann benötigen sie dafür von ihren europäischen Partnern mehr als bloße Worte der Solidarität, nämlich zählbare Hilfe.“

Il Sole 24 Ore (IT) /

Menschen müssen in der Region bleiben

Rom geht davon aus, dass rund 40.000 Menschen obdachlos geworden sind. Dass sich viele von ihnen sich weigern, ihre Heimat zu verlassen, ist nach Ansicht von Il Sole 24 Ore verständlich:

„Es wäre ein Unglück, würde man die Pläne umsetzen, die vom Erdbeben betroffene Bevölkerung an die Küste der Region Marken zu 'deportieren'. Auch, weil es dem Tourismus an der Küste einen nicht wieder gut zumachenden Schaden zufügen würde und der ist die tragende Säule des Wachstumsplans für die Marken. … Stattdessen muss mit Taten gezeigt werden, dass man an die Frauen und Männer dieser innersten Region Italiens glaubt. Sie kennen ihre Heimat gut und haben in schwierigen Momenten immer Stärke bewiesen. Jeder noch so kleine Betrieb, der wieder auf die Beine kommt, und jede Firma, die neu gegründet wird, sind Steine eines Puzzles, das wieder zusammengesetzt werden muss. Alle menschlichen Ressourcen, ganz gleich welchen Alters, müssen gehalten und neue, junge Kräfte müssen angezogen werden. Denn ohne sie gibt es keine Zukunft.“