Ist das US-Wahlergebnis ungültig?

Der designierte US-Präsident Trump zweifelt das Wahlergebnis an. Nachdem die grüne Kandidatin Stein eine Neuauszählung der Stimmen in Wisconsin beantragt hatte, twitterte er, Millionen Wähler hätten ihre Stimme illegal abgegeben. Beweise legte er nicht vor. Kommentatoren finden sein Gebaren unsouverän und verweisen auf einen anderen Wahlbetrug.

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Der Bund (CH) /

Künftiger Präsident ohne jede Souveränität

Die Neuauszählung der Stimmen in den USA zeigt erneut die Dünnhäutigkeit des künftigen Präsidenten Trump, schreibt Der Bund:

„Gewohnt unpräsidentiell twitterte er aus der Hüfte, dass 'Millionen von Leuten' illegal gewählt hätten, insbesondere natürlich seine Rivalin. Weshalb nur ist dieser Wahlsieger so nervös? Wie auch immer, dieses Nachspiel kratzt an der Legitimität des Wahlresultats. Wobei man unterscheiden muss: Bei einer Nachzählung handelt es sich um einen legalen Prozess, auch wenn er das Vertrauen der Wähler strapaziert. Weit gravierender ist, wenn ein gewählter US-Präsident von Wahlbetrug spricht, ohne Indizien, geschweige denn Beweise vorzulegen - ein Gebaren, das jede Souveränität vermissen lässt. ... Die Betrugsvorwürfe zeigen jedoch, dass die USA endlich in ihre Wahlmaschinen investieren sollten. Die meisten sind veraltet und anfällig für Angriffe von Computerhackern. Darunter leidet die amerikanische Demokratie, egal, wer gerade im Weissen Haus ist.“

Aamulehti (FI) /

Nehmt Trump das Telefon weg!

Trumps Andeutungen eines Wahlbetrugs zeigen, wie unberechenbar er weiterhin ist, kommentiert Aamulehti:

„Es gab für Donald Trumps Stimmungsschwankungen nach der Wahl verschiedene Hinweise. Manche hegten die Hoffnung, dass der künftige Präsident das Amt ernst nimmt und sachkundige Entscheider um sich sammelt. Diese Woche jedoch kippte die Hoffnung wieder in Verzweiflung um und Trump benahm sich erneut wie ein Kind. Seine Behauptung, Hillary Clinton hätte nur durch Wahlbetrug mehr Stimmen bekommen als er, entbehrt jeder Grundlage. Jemand sollte dem Wahlsieger zumindest während der Nachtstunden das Handy wegnehmen, damit sein geistiger Dünnschiss bei Twitter ein Ende hat. Und jemand sollte ihm auch sagen, dass die Wahl schon vorbei ist.“

Phileleftheros (CY) /

Nicht alle konnten wählen

Der wahre Wahlbetrug ist, dass tausende Amerikaner aus bürokratischen und organisatorischen Gründen nicht das Recht hatten zu wählen, schreibt die Tageszeitung Phileleftheros:

„Bei der Wahl vom 8. November gab es viele Ungerechtigkeiten. Und die größte davon ist, dass Millionen von Menschen kein Recht hatten abzustimmen. Vor allem in den von der Republikanischen Partei kontrollierten Staaten ist das Recht zu wählen ein schwieriger und langwieriger Prozess, der darauf abzielt, Wähler auszuschließen, vor allem diejenigen, die Minderheiten angehören und traditionell die Demokraten unterstützen. Der eigentliche Betrug in der US-Wahl ist, dass eine Reihe von Hindernissen und Manipulationen die Teilnahme verhindern - in einem solchen Ausmaß, dass man sich fragt, ob am Ende der Willen des amerikanischen Volks verfälscht wird.“