Russischer Kampfjet tötet türkische Soldaten

Bei einem Luftschlag eines russischen Kampfjets in Nordsyrien sind drei türkische Soldaten getötet und elf verletzt worden. Moskau bestätigte den Tod der Soldaten "als Folge des unabsichtlichen Angriffs", der eigentlich der IS-Terrormiliz gegolten habe. Kommentatoren spekulieren über die Hintergründe des Vorfalls.

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Il Sole 24 Ore (IT) /

Moskau verfolgt klaren Plan

Der Angriff war wahrscheinlich ein Versehen, doch Moskau verfolgt eine klare Strategie in der Region, kommentiert Il Sole 24 Ore:

„Russland hat entschieden, in Syrien einzugreifen, um seine Rolle als Großmacht zu behaupten. Dabei belässt Russland es aber nicht. ... Sein Einsatz weitet sich auf Libyen aus, wo es gemeinsam mit Ägypten General Chalifa Haftar unterstützt. ... In Syrien hat Russland den Westen vor vollendete Tatsachen gestellt. Moskau hat die Türkei, historisches Mitglied der Nato, auf seine Seite gezogen und Ankara neben Teheran am Verhandlungstisch Platz nehmen lassen. In Libyen, zeigt Moskau, muss man heute mit Haftar verhandeln, was sogar die Uno zu begreifen beginnt. Die Lektion lautet: mit Alliierten allein - die noch dazu gegeneinander arbeiten - gewinnt man keinen Krieg und schafft keine Stabilität in einer Region. Man muss vor allem mit dem Feind verhandeln.“

Oda TV (TR) /

Eine russische Rache-Aktion

Der Angriff war kein Versehen, glaubt das links-nationalistische Onlineportal OdaTV:

„Dieser Vorfall passiert genau an dem Tag, an dem Russland erklärt, die PKK-PYD sei keine Terrororganisation und an dem der CIA-Direktor die Türkei besucht. Das Timing ist vielsagend. ... Russland mag noch so nachdrücklich beteuern, es sei ein Unfall gewesen, und der Türkei gegenüber auf höchster Ebene sein Bedauern ausdrücken. Dieser Vorfall kann nicht einfach übergangen werden. Zu denken, dass Russland für den Abschuss eines Kampfjets 2015 und die Ermordung des Botschafters 2016 sich niemanden vorknöpfen wird, ist genauso falsch, wie anzunehmen, dass diese Sache ein Unfall war. ... Der Besuch des CIA-Direktors könnte bei den Russen die Befürchtung hervorgerufen haben, dass die Türkei zu ihrer pro-westlichen, transatlantischen Haltung zurückkehrt.“