Griechenland muss Erntehelfer entschädigen

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Griechenland wegen der desaströsen Bedingungen für Tagelöhner auf einer Erdbeerplantage verurteilt. Geklagt hatten 42 Einwanderer aus Bangladesch, die auf einer Farm bei Manolada angeheuert worden waren. Bekannt wurde ihr Schicksal, als im Sommer 2013 Vorarbeiter auf die Helfer schossen. Griechenlands Presse zeigt sich beschämt, dass den Erntehelfern erst jetzt Gerechtigkeit widerfährt.

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Avgi (GR) /

Eine Schande für Griechenland

Es ist ein Skandal, wie diese Menschen in Griechenland behandelt wurden, kommentiert die Tageszeitung Avgi:

„Die Regierung, die Behörden und die Gesellschaft verschlossen ihre Augen, um die Sklaven der Gewächshäuser nicht zu sehen. Und sie, die 'illegalen Einwanderer', wie man sie seit Jahren vulgär bezeichnet, die modernen Sklaven von Manolada, haben ihr Recht leider nicht in dem Land zugesprochen bekommen, wo ihre Schlägertypen von Chefs auf sie schossen, sondern an europäischen Gerichten. Noch beschämender für den griechischen Staat ist, dass die damalige Regierung von Sozialisten und Konservativen schwieg und es zuließ, dass die Gesetze verletzt wurden. Die Abschiebung der Opfer der Sklaventreiber konnte damals sogar nur verhindert werden, weil das internationale Aufsehen so groß war.“

Blog Pitsirikos (GR) /

Armutszeugnis für die Justiz

Als einen Beleg für das Versagen des griechischen Rechtssystems wertet auch Blogger Pitsirikos die Tatsache, dass erst der Europäische Menschengerichtshof die Rechte der Erntehelfer verteidigt:

„Sieben Jahre nach dem Konkurs des Landes, für den niemand verantwortlich gemacht worden ist, ist die griechische Justiz nicht mehr vorhanden. Sie wird von den Griechen aber immer noch teuer bezahlt. … Wir sind noch Teil der EU, aber Griechenland erinnert uns an die 1950er und 1960er Jahre. … Manche werden wütend, wenn man sagt, dass die einzige Lösung für die Menschen hier darin besteht, auszuwandern. Die Gerechtigkeit unseres Landes ist ebenfalls emigriert. ... Mit weniger Geld können wir leben, ohne Gerechtigkeit sind wir zum Scheitern verurteilt. Fragt mal die Arbeitsmigranten aus Bangladesch!“