Wie die Smolensk-Katastrophe Polen spaltet

Am siebten Jahrestag des Flugzeugabsturzes von Smolensk ist Polen in der Frage weiter gespalten. Alle 96 Menschen an Bord, unter ihnen der damalige polnische Präsident Lech Kaczyński, kamen ums Leben. Dessen Bruder Jarosław Kaczyński, heute Vorsitzender der Regierungspartei PiS, versucht zu beweisen, dass es sich um einen Anschlag handelte - entgegen den Erkenntnissen des Untersuchungsberichts. Auch polnische Medien interpretieren die Geschichte unterschiedlich.

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Gazeta Polska Codziennie (PL) /

Die Wahrheit muss ans Licht kommen

Dass die Smolensk-Katastrophe endlich restlos aufgeklärt wird, ist für ganz Polen wichtig, erklärt Stanisław Pięta von der regierungsnahen Tageszeitung Gazeta Polska Codziennie:

„Ich konnte mich gestern überzeugen, wie groß das Bedürfnis ist, dass man sich an die Tragödie erinnert. Ich habe dabei Gespräche mit Leuten geführt, die aus allen Teilen Polens gekommen waren. Diese haben mir nicht zum ersten Mal gesagt, wie sehr sie wissen wollen, was damals bei diesem tragischen Ereignis wirklich geschah. Und wie notwendig es für uns alle ist, endlich die Wahrheit zu erfahren. Ich bin der festen Überzeugung und ich glaube ganz stark daran, dass die Wahrheit über die Ursachen der Tragödie und das, was danach geschah, irgendwann einmal aufgeklärt wird. Das sind wir nicht nur den Verstorbenen und deren Familien schuldig, sondern auch dem ganzen Volk sowie den folgenden Generationen.“

Gazeta Wyborcza (PL) /

Anschlagstheorie mit ruhigem Gemüt kontern

Die Gegner der von der PiS verbreiteten Anschlagstheorie müssen jetzt einen kühlen Kopf behalten, fordert Gazeta Wyborcza:

„Dies ist der richtige Moment, um zu überlegen, wie denn der Protest gegen die Verbreitung der Theorie über einen Anschlag in Smolensk aussehen sollte. ... Die PiS-Medien und ihr politisches Lager finden, dass die Gegner der Anschlagstheorie kein Recht haben zur selben Zeit wie die anderen zu demonstrieren. ... Der Widerstand [gegen die Verbreitung der Theorie] ist natürlich notwendig, denn man darf sich nicht täuschen lassen. Doch muss dabei ein wesentlicher Grundsatz eingehalten werden: Es darf keine Aggression geben, niemand sollte rumschreien oder ausfallend werden. Man sollte ein freundschaftliches Verhältnis zu denjenigen Mitbürgern haben, die in dieser Frage der Katastrophe die Meinung der PiS teilen. Und man sollte ihre Emotionen verstehen.“