Front National: Le Pens Rivalin steigt aus

Wenige Tage nach der Niederlage Marine Le Pens in der französischen Präsidentenwahl hat deren Nichte Marion Maréchal-Le Pen ihren vorübergehenden Rückzug aus der Politik angekündigt. Die 27-Jährige gilt als Radikale im rechtsextremen Front National und hatte sich in der Vergangenheit immer wieder mit ihrer Tante öffentlich überworfen. Was bedeutet der Rückzug für die Partei?

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Slate (FR) /

Junges Talent wird fehlen

Für den Front National wird es nun schwierig, die in Südfrankreich beliebte Marion Maréchal-Le Pen zu ersetzen, analysiert der Historiker Nicolas Lebourg in Slate:

„Dass der Kurs von Marion Maréchal-Le Pen erfolgreich ist, liegt vor allem an seiner rechtsliberalen, identitätsbezogenen, populistischen und konservativen Ausrichtung. Der Verweis auf das Christentum dient dabei zur Identitätsbestätigung. Ihn in den Vordergrund zu stellen, würde jedoch [auf den Front National] destabilisierend wirken. Zumal dieser Kurs - auch wenn politisches Charisma vor allem etwas Konstruiertes ist und kein Persönlichkeitsmerkmal - insbesondere auf das außergewöhnliche Talent der jungen Abgeordneten zurückzuführen ist. Sollte der künftige FN versuchen, eine Politik nach Art von Marion Maréchal-Le Pen zu betreiben, würde er sich in eine weitere strategische Sackgasse befördern.“

Le Figaro (FR) /

Inkompetenz verschreckt Wähler

Durch ihren verpatzten Wahlkampf hat Marine Le Pen Wähler vergrault und ihre Partei um kompetente Köpfe gebracht, analysiert Le Figaro:

„Der katastrophale Auftritt Marine Le Pens in der TV-Debatte hat die Stimmübertragung der Fillon-Wähler reduziert, Unentschlossene entmutigt und sogar einige FN-Wähler verunsichert. … Ein Anhänger - egal welcher Partei - ist immer bereit, eine Niederlage zu verzeihen, wenn sein Parteichef sich der uneigennützigen Bemühungen würdig gezeigt hat, die er selbst als Ideal betrachtet. Trifft das derzeit auf den FN zu? Der Mangel an qualifizierten Führungspersönlichkeiten, an dem die Partei seit jeher leidet, kann sich nach dem Trauma der Debatte nur verschlimmern. Sie werden sich fragen: Wozu sollte ich Freundschaften, Zuneigungen oder sogar meine Karriere aufs Spiel setzen, wenn ich in entscheidenden Momenten des Wahlkampfs von einer Kandidatin vertreten werde, die keine Manieren hat und ihren Ambitionen nicht gewachsen ist?“