Übergriffe gegen Muslime in Polen

Oberstufenschüler aus Berlin berichten von verstörenden Erlebnissen während einer Kursfahrt nach Polen: Muslimische Schülerinnen mit Kopftuch sollen mehrfach beleidigt und bedroht worden sein. Die Jugendlichen waren auf den Spuren der ermordeten Juden im Nachbarland unterwegs. Polens Presse zeigt sich durch die Medienberichte aufgewühlt - allerdings aus unterschiedlichen Gründen.

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Gazeta Wyborcza (PL) /

Schweigen wäre eine Sünde

Für Gazeta Wyborcza sind die Vorfälle ein weiterer Beleg dafür, dass es höchste Zeit ist, gegen fremdenfeindliche Gewalttaten in Polen aufzustehen:

„Der Vorsitzende der [Regierungspartei] PiS, der Präsident, die Premierministerin und die Minister haben die Anti-Islam- und Anti-Flüchtlingshysterie entfesselt. Heute erhalten Moslems, Einwanderer und vor dem Krieg fliehende Flüchtlinge den Status, den Juden in der Vorkriegszeit hatten: verachtet und gebrandmarkt. ... Deutsche Jugendliche (unter ihnen Moslems) wurden auf einem Ausflug in Polen beleidigt und angespuckt. Eine Journalistin der Wyborcza wurde am Freitag in einem Gebäude der Warschauer Kurie während eines Treffens mit einem Pfarrer aus Aleppo von einem nationalistischen Kraftprotz ins Gesicht geschlagen und beleidigt. ... Jedes Schweigen von uns wird unsere Schwäche und unsere Sünde sein. Heute darf man nicht mehr schweigen.“

wPolityce.pl (PL) /

Deutsche Fake-News gegen Polens Souveränität

Wpolityce.pl nimmt die Berichte deutscher Medien über die Exkursion als Anlass, sich allgemein über deren Arbeit zu beklagen:

„Es mehren sich die Fake News, Propaganda sickert ein. ... Der Gipfel der jüngsten Manipulationen ist die Erzählung über den Ausflug einer deutschen Schule. Sie steckt voller Ungereimtheiten, ist unglaubwürdig und durch keine Beweise belegt. ... Was steckt dahinter? Der Wille, die Unbeugsamkeit der polnischen Regierung zu brechen. Es geht zunächst um die Frage der Immigranten, mit denen die Deutschen absolut nicht zurechtkommen. Und es geht in diesem Kampf um noch viel mehr: Darum, den guten Wandel [so nennt die Regierung ihr Reformprogramm] zu bremsen, der Polen auf ein starkes wirtschaftlich-politisches Fundament stellt. Sowohl Deutschland als auch Russland können sich nicht mit dem konsequenten Aufbau von Souveränität durch die polnische Regierung abfinden.“