Verhökert Zagrebs Bürgermeister Tito-Gedenken?

Der sozialdemokratische Bürgermeister Zagrebs, Milan Bandić, hat bei der Kommunalwahl Mitte Juni seine Mehrheit verloren und ist auf eine Koalition mit Rechtsextremen rund um den ehemaligen Kulturminister Zlatko Hasanbegović angewiesen. Dieser hat als Gegenleistung die Umbenennung des Marschall-Tito-Platzes im Zentrum Zagrebs durchgesetzt. Kroatiens Medien sind empört.

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Jutarnji list (HR) /

Sozialdemokrat und Faschist begraben Sozialismus

Mit der Umbenennung des Tito-Platzes verrät Zagrebs Bürgermeister Bandić den Antifaschismus, schimpft Jutarnji list:

„Zlatko Hasanbegović kann den Antifaschismus nicht leiden, weil seine Familie unter dem Kommunismus litt. Doch schätzt er den Faschismus sehr, das ist ein Wert für den er eintritt. ... An diesen Menschen wurde die Namenstafel des Marschall-Tito-Platzes verkauft. Für einen Anhänger der [faschistischen Miliz] Ustaša eine wertvolle Trophäe. Der Bürgermeister von Zagreb, der Dank eben dieses Titos und seines Systems in die Politik ging, der auf die Sozialdemokratie schwörte und andere von ihr überzeugen wollte, sollte einen Empfang geben, um sich selbst zu dem gelungenen Handel zu gratulieren. Es ist wirklich eine Ironie des Schicksals, dass zwei, die nie etwas gegen den Kommunismus und Sozialismus in dem sie lebten unternommen haben, seine symbolischen Totengräber werden.“

Autograf.hr (HR) /

Partisanentradition wird ausradiert

Die alten Ustaša-Garden übernehmen erneut die Macht, stellt Autograf.hr fest:

„Die Umbenennung bedeutet konkret, dass Milan Bandić, um seine Macht zu erhalten, entschieden hat, die kroatische Partisanentradition zu demütigen. Er gibt de facto öffentlich zu, dass das Land durch jene regiert wird, die offen mit dem Ustaša-Regime sympathisieren und auch ganz offen auf totalitäre Weise die Kultur und den öffentlichen Raum besetzen wollen. Jedem, der die Situation auch nur ein bisschen begreift, ist klar, dass es hier nicht um den Charakter von Titos Regierung oder des sozialistischen Kroatiens geht, sondern einzig darum, die Vergangenheit auszulöschen, um Platz zu schaffen für eine Rehabilitation des Ustaša-Staats.“