Ruft Trump zu Gewalt gegen Journalisten auf?

US-Präsident Trump hat via Twitter ein montiertes Video verbreitet, in dem er auf einen Mann mit CNN-Logo einprügelt. Doch nicht alle Medien sind über die Causa empört.

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Heti Válasz (HU) /

CNN ist selbst schuld

CNN hat sich mit unlauterer Berichterstattung über den Präsidenten in Misskredit gebracht, findet Heti Válasz:

„Der Nachrichtensender hat Trump auf dem Silbertablett die Munition gegen die liberale Presse und die 'dunklen Mächte' dahinter serviert. ... Für Trump waren bislang zwei Dinge gefährlich: er selbst und die Medien. Doch wenn er schon sich selbst nicht in den Griff bekommt, dann bleiben ihm nun die 'unehrlichen' Journalisten, die er ganz nach dem Gusto seiner Wähler beharken kann. ... Der Testosterongeruch, den das Weiße Haus seit Trumps Amtsantritt verströmt, hat bedauerlicherweise nun ausgerechnet jenen Teil der Medien erfasst, der imstande wäre, die Macht zu kontrollieren. ... CNN hat sich der Methoden Trumps bedient und den Kürzeren gezogen.“

NRC (NL) /

US-Präsident gibt den Diktator

Nun hat Trump endgültig eine Grenze überschritten, meint NRC Handelsblad:

„Der Antagonismus zwischen Präsident und Presse ist gut. Und man kann auch billigen, dass der Präsident sich wehrt. Aber offensichtlich versteht Donald Trump nicht, dass ein Präsident ein Vorbild sein muss und dass das Zusammenschlagen von Journalisten nicht geht - auch wenn es inszeniert ist. Dies kann man nicht als Witz abtun, und man darf die Tweets auch nicht ignorieren. Die Tatsache, dass die Medien auch vom Kampf mit dem Weißen Haus profitieren, ändert nichts daran. Das Schüren von physischer Gewalt gegen Journalisten passt zu einer aufkommenden Diktatur, aber nicht zu den USA.“

The Independent (GB) /

Pressefreiheit mit Füßen getreten

Durch das Video könnten Trumps Unterstützer sich zu Gewalt gegen Journalisten ermuntert fühlen, schimpft The Independent:

„Es ist schlimm genug, dass seine kleinkindlichen Trotzanfälle in den Vorstandsetagen von Unternehmen als tragbar erachtet wurden. Dass es sie nach Trumps Wahl zum US-Präsidenten weiter gibt und dass sie ohne Folgen bleiben, ist unfassbar. ... Versucht Trump, das Vertrauen in die Medien zu untergraben? Oder möchte er seine Unterstützer gar dazu bewegen, aktiv gegen Journalisten vorzugehen? ... Die USA sollten dem Rest der Welt beispielhaft vorleben, wie das Recht der freien Presse respektiert wird. Stattdessen unterstützen führende Vertreter des Landes Regierungen, die mediale Freiheiten beschneiden wollen. Das ist schlichtweg unverzeihlich.“

Aftonbladet (SE) /

Fraud-News-Rhetorik ist bedrohlich

Nicht mehr kindisch, sondern regelrecht gefährlich ist US-Präsident Trump mit seiner Medienkritik, die im Videoclip in Gewalt ausartete, analysiert Aftonbladet:

„Donald Trump hasst Journalisten und hat seine Kampagne gegen die Medien in dem Maße verstärkt, dass man nicht mehr sagen kann, er sei kindisch und unwürdig. Denn nun beginnt er, gefährlich zu werden. Er wiederholt die Worte 'Fake News' und 'Fraud News' [betrügerische Nachrichten] so oft, dass es die Menschen zermürbt. Er stellt die Kontrolle infrage. ... Das ist eine lebensgefährliche Situation, denn zwischen all der Twitterei hat Donald Trump weltentscheidende Beschlüsse zu fassen, zum Beispiel zum Klimaabkommen. Eine Amtsenthebung muss ernsthaft nach allen Regeln geprüft werden - lange bevor es Zeit für die Wiederwahl wird.“

Pohjalainen (FI) /

US-Präsident verbreitet Angst

Letztlich zeigt das Video, wie sehr sich Trump bereits in die Enge getrieben fühlt, glaubt Pohjalainen:

„Trumps jüngste Aussetzer haben auch die Republikaner in Aufruhr versetzt. In erster Linie sorgte man sich um die Würde des Amtes. … Unter Trumps Anhängern gibt es aber auch Zustimmung. Einige Nachrichtenkanäle und ihre Journalisten werden zu der Elite gezählt, gegen die Trump ankämpfen muss. Nach Meinung Vieler handelt es sich um Fake Medien, die die Demokraten unterstützen und die in ihre Schranken gewiesen werden müssen. ... Dieser Ton des Präsidenten eines großen Landes macht Angst. Ziel der Attacken auf die Medien ist es, von Misserfolgen und Popularitätsverlust abzulenken. Noch gelingt dies, aber es sind immer schwerere Geschütze nötig.“