Die erste Begegnung von Trump und Putin

Es war mit Spannung erwartet worden und schien manchem Beobachter wichtiger als der G20-Gipfel selbst: das erste persönliche Treffen zwischen Trump und Putin. In Hamburg sprachen die Präsidenten über zwei Stunden lang und fanden danach lobende Worte füreinander. Wie ist das Treffen zu bewerten?

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Sydsvenskan (SE) /

Brüder im Geiste

Höchst besorgt angesichts des Rendezvous in Hamburg sowie den jüngsten Erkenntnissen zu den Kontakten des Trump-Clans nach Russland zeigt sich Sydsvenskan:

„Die Russlandkennerin Anne Applebaum warnt vor einer Allianz zwischen Donald Trump und Wladimir Putin. Sie mögen in Sachfragen unterschiedliche Ansichten haben, aber ansonsten sind sie Brüder im Geiste. Sie sind sich einig in puncto Haltung zur Demokratie, Fixierung auf die Person und Nationalismus. Russland hat nichts zu verlieren, wenn es versucht, die US-Politik zu beeinflussen. Aber die Welt hat alles zu verlieren, wenn Trump weiterhin die Rolle der USA als entscheidender Faktor der Weltordnung verspielt.“

El País (ES) /

Es darf nicht nur um nationale Sicherheit gehen

Auch El País erkennt Gemeinsamkeiten zwischen Trump und Putin und hofft, dass diese endlich stärker thematisiert werden:

„Wenn wir sie nicht auf den Tisch bringen, wird über Trumps und Putins wahre Ziele nicht diskutiert werden: Nämlich die internationale politische Debatte auf Aspekte der nationalen Sicherheit zu reduzieren. Globale Themen wie Welthandel oder Klimaschutz werden ignoriert, es geht nur noch um terroristische und militärische Bedrohung. ... Wir sollten uns nicht in den medialen Affären über Spione und Verschwörungen verfangen ... Und schon gar nicht sollten wir als Schiedsrichter auftreten. Das wird nichts. Wir sollten lieber die Weltöffentlichkeit mobilisieren und darauf hinweisen, dass es für die Erde Wichtigeres gibt als Trumps und Putins patriotische Spiele.“

RBK (RU) /

Washington und Moskau müssen Krieg vermeiden

Die Nachricht, dass sich Trump und Putin in Hamburg auf eine Feuerpause in Syrien geeinigt haben, stimmt die Wirtschaftszeitung RBK optimistisch:

„Die Hauptaufgabe der USA und Russlands besteht heute darin, einen Krieg untereinander zu vermeiden. Um die Probleme Syriens, der Ukraine oder Nordkoreas geht es eigentlich nicht - doch sie schaffen die Bedingungen für einen russisch-amerikanischen Zusammenstoß. ... Von diesem Standpunkt aus betrachtet hat die Übereinkunft über eine Deeskalationszone im Südwesten Syriens Gewicht. Wenn sie - anders als ähnliche Abmachungen - umgesetzt wird, bekommen wir möglicherweise ein Modell der amerikanisch-russischen Kooperation im Rahmen ihrer Rivalität. Genau ein solches funktionierendes Modell ist unabdingbar, damit die Konfrontation friedlich bleibt.“

Welt (DE) /

Putin hat Trump ausgestochen

Die Welt sieht Putin nach dem Treffen mit Trump triumphieren:

„Offenkundig hat der Politprofi den Politneuling nach allen Regeln der Kunst ausgeknockt. ... Der US-Präsident akzeptierte laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow die Versicherung Putins, Russland habe sich nicht unzulässig in die amerikanischen Wahlen eingemischt. Trump stellte mithin die Versicherung eines Autokraten über die Erkenntnisse der 16 amerikanischen Geheimdienste. … Trump hat Putin weißgewaschen von den Vorwürfen seiner Geheimdienste, und er hat dem Russen daneben freie Hand gegeben in Syrien. Was aber bringt der Amerikaner aus dieser historischen Begegnung mit nach Hause? Da ist selbst das Weiße Haus um eine Antwort verlegen.“

De Volkskrant (NL) /

Schlechte Nachrichten für Europa

Trump hofierte Putin, wo er nur konnte - das ist der Eindruck von De Volkskrant:

„Gerade für Amerikas traditionelle Verbündete in Europa war das ein beunruhigendes Treffen. Während Trump seine europäischen Gesprächspartner nur mit kalten Duschen bediente, rollte er für den russischen Präsidenten Putin den roten Teppich aus. … Trump sprach die russische Einmischung in die US-Wahl an, aber das war offenbar nicht mehr als eine Pflichtnummer. Auch das russische Zündeln in der Ukraine und die Annexion der Krim wurden in den Hintergrund gedrängt. Kein Wunder, dass die Russen nach dieser 'historischen' Begegnung triumphierten.“