Kartellverdacht gegen deutsche Autobauer

Die deutschen Autoriesen VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen sich in geheimen Treffen abgesprochen haben, so berichtet der Spiegel. Dabei ging es unter anderem um die Abgasreinigung von Dieselfahrzeugen - und somit die Grundlage für den späteren Dieselskandal. Was bedeuten die Enthüllungen für Deutschlands Liebe zu seiner Autoindustrie?

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Der Tagesspiegel (DE) /

Der Nationalstolz ist getroffen

Warum es für die Deutschen bei dem Skandal nicht bloß um Autos geht, erklärt der Tagesspiegel:

„Der deutsche Patriotismus speist sich heute vor allem aus der Wirtschaftsleistung, aus dem Bruttoinlandsprodukt. Er ist das Ergebnis einer kollektiven Leistung, auf die auch Linke stolz sein können, weil dieser Patriotismus entkoppelt ist vom Völkischen, da er alle, die hier leben und arbeiten, einschließt: Migranten, ihre Kinder und Enkel. Doch nichts … ist ehrenhaft daran, wenn quasi alle heimischen Autohersteller mitgemacht haben bei Mauscheleien um die Größe von Harnstoffgemischtanks, um den Schadstoffausstoß zu begrenzen. Wenn bewiesen wird, dass die wichtigsten deutschen Unternehmen Erfolge nur durch Tricksen, Täuschen und Blenden erreichen, dann ist der Mythos Deutschland AG tot. Dann weiß alle Welt, man kann genauso gut in China, Korea oder Indonesien kaufen.“

De Tijd (BE) /

Staatliche Rückendeckung schwindet

Die Autobauer stehen nicht mehr nur unter dem Druck ihrer Kundschaft, sondern mehr und mehr auch durch die Politik, beobachtet De Tijd:

„Kaum eine Industrie ist so mit dem Staat verwoben wie die Autobranche. Doch das ändert sich langsam aber sicher. Immer mehr Städte verbannen Autos aus den Zentren. Die deutschen Autobauer, die jahrelang in ihrem Staat und der EU enge Verbündete hatten, erleben, dass der amerikanische Staat eingreift, wenn sie schummeln. ... Und nun liegt bei der deutschen Kartellbehörde ein dickes Dossier über die deutschen Autobauer auf dem Tisch. Bei der andauernden Skandalwelle scheint der Autosektor nicht so sehr den Loyalitätsverlust der Kunden fürchten zu müssen, sondern vor allem den des Staates.“