Bulgarien rüstet an der Grenze zur Türkei auf

Zum Schutz seiner Grenze mit der Türkei will Bulgarien verstärkt Militär einsetzen. Insgesamt sollen bis zu 600 Soldaten Grenzübertritte von Migranten verhindern. Doch lassen sich Grenzen überhaupt militärisch sichern?

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Trud (BG) /

Soldaten schützen Grenze besser als Polizisten

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das Militär die Grenze effektiver bewacht als die Polizei, meint Trud:

„Die häufige Auswechslung der Kompanien verhindert, dass die Soldaten mit den Schleppern gemeinsame Sache machen. Außerdem sind die Militärs motivierter und verrichten ihren Dienst wesentlich gewissenhafter. Die Polizisten sind völlig unmotiviert, da sie aus verschiedenen Teilen des Landes an die Grenze entsendet werden, wo sie unter miserablen Bedingungen arbeiten müssen. Währenddessen steigt in der Provinz die Kriminalität immer mehr an, weil es an Polizisten fehlt. Daher macht es Sinn, statt Polizisten an der Grenze Soldaten einzusetzen.“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

Korruption ist stärker als Militär

Der Vorstoß Bulgariens macht keinen Sinn, meint die Süddeutsche Zeitung:

„Das Trugbild zerfällt spätestens, wenn man ganz Europa betrachtet. Flüchtlinge und ihre Schlepper suchen sich eben andere Routen, aktuell wieder über Italien oder nun auch Spanien. In den Staaten Südosteuropas sind die Grenzen übrigens auch trotz des Militärs durchlässig. Viele meist schlecht bezahlte türkische oder bulgarische Grenzbeamte akzeptieren gerne ein Bestechungsgeld von bis zu mehreren Tausend Euro, um einen einzigen Flüchtling durchzulassen. Korruption ist eben doch stärker als das Militär. Soldaten, Metallzäune, Infrarotbewegungsmelder oder Drohnen sichern die eigene Grenze nicht. Sie garantieren nur, dass die Einkünfte der Schlepper und der korrupten Grenzer steigen.“