Vor 25 Jahren verschwand die Tschechoslowakei

Vor einem Vierteljahrhundert haben sich Tschechien und die Slowakei auf friedlichem Weg getrennt. Zwar wollte die Bevölkerung die Trennung mehrheitlich nicht, doch die Premiers Klaus und Mečiar besiegelten sie am 26. August 1992 in Brno, im Garten der Villa Tugendhat. Zum Jahrestag reflektieren Kommentatoren die Auflösung des gemeinsamen Staates.

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Sme (SK) /

Gewonnen hat damals kaum jemand

Wenig Gutes kann Sme der Teilung der Tschechoslowakei im Rückblick abgewinnen:

„Ungeachtet der wachsenden Spannungen in beiden Landesteilen war die Mehrheit der Bevölkerung für den gemeinsamen Staat und betrachtete dessen Teilung als unsinnigen Schritt. Klaus und Mečiar aber legitimierten den Gedanken. Auf Grundlage der Wahlergebnisse, die ihnen ihre Macht verliehen - aber ohne ein Mandat für die Teilung zu haben. ... Die Slowakei ist heute Mitglied in EU, Nato und Eurozone. Sie kann sich womöglich mit Tschechien vergleichen. Dennoch haben Mečiar und Klaus vor 25 Jahren einen Staat aufgegeben, in dem Anstand herrschte, in dem es Freiheit, Gerechtigkeit und Chancengleichheit gab. Sie schufen keine Grenze zwischen zwei Ländern, sondern zwischen Privilegierten, die aus allem Profit zogen, und Menschen, die für deren Vorteile zahlen mussten.“

Český rozhlas (CZ) /

Slowakei weiß Chancen in der EU zu nutzen

Mit dem Ansehen der beiden Nachfolgestaaten der Tschechoslowakei in der EU beschäftigt sich der öffentlich-rechtliche Hörfunk Český rozhlas:

„Es ist nicht so lange her, da Tschechien in der EU den Ruf des 'vernünftigsten Landes' in Ostmitteleuropa genoss. Jetzt hat die Slowakei diesen Platz eingenommen, während Tschechien an Einfluss verliert. Bratislava machte sich während seiner EU-Präsidentschaft in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres einen guten Namen. Im Unterschied zu seinen regionalen Partnern will es an der Seite Deutschlands und Frankreichs stehen. ... Prag strebt auch nicht eine Position in der EU-Peripherie an. Aber einige seiner Schritte führen genau dorthin. Die Slowakei genießt dagegen allgemeinen Respekt, Premier Fico findet überall offene Türen, ist zu einem 'Liebling' der EU geworden. Nun wären die Tschechen am Zug.“