Warum verlassen USA und Israel die Unesco?

Die USA und Israel kehren der Unesco den Rücken. Beide Staaten begründeten dies damit, dass die UN-Kulturorganisation in zunehmendem Maße anti-israelische Positionen vertrete. Vorausgegangen war ein Streit über die Mitgliedschaft der palästinensischen Autonomiebehörde. Europas Presse beschäftigt sich mit den Hintergründen der Entscheidung.

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El País (ES) /

Trump ist schlimmer als Reagan

El País erinnert daran, dass sich die USA unter Präsident Ronald Reagan 1984 schon einmal aus der Unesco zurückgezogen hatten:

„Doch während man Reagans Entscheidung als taktisches Manöver interpretieren kann, die internationale Politik zu beeinflussen, aus der sich der damalige US-Präsident niemals zurückzog, verweist Trumps Zug eher auf das völlige Unverständnis der Notwendigkeit, überall dort präsent zu sein, wo wichtige Entscheidungen fallen. Wenn ihm die Unesco-Resolutionen zu Israel nicht passen, wäre es logischer, seinen Einfluss innerhalb der Institution geltend zu machen, um sie zu verhindern oder abzufedern. Ein leerer Stuhl ist immer ein Verzicht. Und Trump sollte verstehen, welchen Schaden er mit dieser Abschottungspolitik seinem Land und somit auch seinen Verbündeten zufügt.“

Corriere della Sera (IT) /

Berechtigtes Aufbäumen gegen Antisemitismus

Die Unesco sollte den Austritt als berechtigte Kritik ansehen und von der Wahl des Kataris Hamad bin Abdulasis al-Kawari zum Generaldirektor Abstand nehmen, mahnt Corriere della Sera:

„Es ist eine Entscheidung in letzter Minute, kurz bevor der neue Generaldirektor der Unesco ernannt wird. Katar gilt seit geraumer Zeit als einer der vier oder fünf Staaten, die den islamischen Fundamentalismus am meisten schüren. ... Zudem war es Kawari [in seiner Rolle als Kulturminister Katars], der 2010 Doha zur Arabischen Kulturhauptstadt küren ließ. Auf der Buchmesse der katarischen Hauptstadt fand man dann 35 antisemitische Buchtitel, darunter neun Ausgaben der Protokolle der Weisen von Zion und vier Editionen von Mein Kampf. Wie kann eine solche Figur nur in Betracht gezogen werden für die Leitung der Unesco? Die Antwort liegt auf der Hand: Katar hat der Unesco zehn Millionen Dollar 'geschenkt'.“