Streit über Kreuz an Papststatue in Frankreich

In Frankreich muss ein Kreuz an einem Denkmal zu Ehren des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. abgenommen werden. Das entschied Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht. Daraufhin bot Polens Premierministerin Beata Szydło an, das Denkmal des gebürtigen Polen "vor der Zensur zu retten" und in ihr Land zu holen. Wie soll Frankreich mit der Angelegenheit umgehen?

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Le Figaro (FR) /

Nur symbolträchtige Verzierung

Der absurde Gerichtsbeschluss beweist einmal mehr die variable Auslegung des Laizitätsprinzips, klagt Anwalt und Essayist Gilles-William Goldnadel in Le Figaro:

„Juristisch gesehen wirkt das Urteil unsinnig. Es handelt sich nicht um die Errichtung eines religiösen Symbols auf dem Gebiet der Republik, sondern um einen Teil der symbolträchtigen Verzierung eines Kunstwerks. … Auf die Religion der Einheimischen wird somit weniger Rücksicht genommen als auf die Religion der Neuankömmlinge - siehe Schleier und Burkini. … Diese verdammten rassistischen Christen, sie sind die Dominanten im Westen! Lasst uns ihre Symbole verbergen! Lasst es uns so machen wie der Hersteller, der das orthodoxe Kreuz auf dem Joghurtetikett wegretuschiert hat, damit sich niemand beleidigt fühlt. Wie die Werbeverantwortlichen des [Pariser Verkehrsbetriebs] RATP, die jegliche karitative Werbung für die gequälten Christen des Orients untersagt haben, um niemanden zu ärgern.“

Gość Niedzielny (PL) /

Frankreich sollte Laizismus überdenken

Der Konflikt um das Papst-Denkmal sollte die Franzosen dazu ermutigen, das Prinzip des Laizismus zu überdenken, findet der Autor Jacek Dziedzina im katholischen Magazin Gość Niedzielny:

„Es gibt eine Chance, dass die absurden Entscheidungen, die seit Jahrzehnten die Franzosen vergessen lassen sollen, wer sie sind und woher sie kommen, auch eine gute Seite haben werden. Nämlich, dass auch diejenigen aufwachen, die keine starke Bindung zur Kirche haben, die aber auf das Logik-Problem bei solchen Entscheidungen aufmerksam werden. Solche Entscheidungen stellen ein Beispiel für den Unsinn dar, zu dem die Ideologie des extremen Laizismus führt.“

Magyar Hírlap (HU) /

Zurück zu den christlichen Wurzeln!

Der Westen ist einer gottlosen Ideologie anheimgefallen, klagt das national-konservative Blatt Magyar Hírlap:

„Die ach so progressiven Länder des Westens gehen heute in die Vollen, um die christlichen Werte auszumerzen - wobei 1968 den wahren Umbruch gebracht hat. ... Als Ergebnis dieser Entwicklungen haben wir heute geschlechtsneutrales Spielzeug in Schweden und Unisex-Toiletten in Berlin, ganz zu schweigen davon, dass in den Schulen Kreuze schon lange verboten sind. Was heute im Vordergrund steht, sind verquere Familienmuster, Karriere und materieller Wohlstand. Und nun wird in Frankreich das Kreuz an der Papststatue verboten, während auf Bierdosen der rote Stern durchaus akzeptabel ist. ... Womit wir es hier zu tun haben, ist eine in scheinheilige Toleranz gehüllte Ideologie einer gottesleugnerischen Weltordnung. Wir sollten uns endlich wieder auf unsere christlichen Wurzeln besinnen!“

Polityka (PL) /

Szydło versteht Laizismus nicht

Der Laizismus, also die strikte Trennung zwischen Religion und Staat, ist für Polens Regierung offenbar nicht nachvollziehbar, meint Polityka:

„Die Reaktion der polnischen Premierministerin zeigt, dass sie die Grundsätze, auf denen die Französische Republik errichtet worden ist, absolut nicht verstanden hat: Einem polnischen Politiker muss die wechselseitige Unabhängigkeit von Staat und Religion wie ein exotisches Phänomen erscheinen. Denn hierzulande ist die Bindung zwischen Staat und Kirche, wie es einmal Erzbischof Stanisław Gądecki gesagt hat, wie die Beziehung zwischen Seele und Körper.“

wPolityce.pl (PL) /

Westeuropa legt Kopf unter die Guillotine

Der Liberalismus ist eine Gefahr für Europa, erklärt Marzena Nykiel, Chefredakteurin des regierungsnahen Nachrichtenportals wPolityce.pl:

„Die Entscheidung eines französischen Gerichts, das Kreuz vom Denkmal zu entfernen, wirft eine Menge Fragen über unsere Freiheit auf. ... Wie man sieht, hört diese da auf, wo das christliche Glaubensbekenntnis beginnt. Für dieses gibt es keinen Platz im öffentlichen Raum. Das ist das Programm des linksliberalen Europas. ... Es wird zu allen Mitteln gegriffen - von der sexuellen Revolution über die Zwangseinführung der Gender-Ideologie bis hin zum Experiment des Multikulturalismus und dem Import des Islam. All diese Werkzeuge sollen das Fundament der christlichen Zivilisation zerschlagen, die christlichen Wurzeln ausbrennen und die Nationalstaaten beseitigen. Der Kampf der Zivilisationen ist im Gange. Westeuropa legt seinen Kopf unter die Guillotine.“