Wann endet die Rekordjagd des Bitcoin?

Seit Anfang des Jahres ist der Kurs des Bitcoin um mehr als 1.700 Prozent gestiegen. Besonders der Börsenstart von Termingeschäften, mit denen auf den Kursverlauf der Kryptowährung gewettet werden kann ohne selbst Bitcoins zu halten, kurbelte den Höhenflug erneut an. Doch die Anleger werden bald enttäuscht werden, prophezeien Beobachter.

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De Morgen (BE) /

Eine Währung ohne Zukunft

Durch die Energiekosten der Bitcoin-Währung wird die Blase bald platzen, prophezeit der Wirtschaftswissenschaftler Paul De Grauwe in seiner Kolumne in De Morgen:

„Es müssen immer mehr Computer eingesetzt werden, um einen Bitcoin zu produzieren. Die Computer verbrauchen Strom, also kostbare Energiequellen. ... Wenn die Kommunikationskosten weiter sinken, wird elektronisches Geld noch billiger. Das ist beim Bitcoin anders. Da mehr davon produziert werden müssen, steigen die Energiekosten. Das ist sicher keine Währung der Zukunft. Wenn genug Menschen einsehen, dass Kryptowährungen als Zahlungsmethode keine Zukunft haben, wird die Blase platzen.“

Aamulehti (FI) /

Die Rechnung zahlt der Normalbürger

Sollte die Bitcoin-Blase platzen, werden vermutlich nicht die mit hohem Risiko spielenden Anleger zur Kasse gebeten, fürchtet Aamulehti:

„Derzeit scheint eine große Zahl von Menschen weltweit fest an den Bitcoin zu glauben, denn sein Wert ist raketenartig gen Himmel geschossen. Innerhalb eines Monats hat sich der Preis für einen Bitcoin verdreifacht und nähert sich der Marke von 20.000 Dollar. Wirtschaftsexperten warnen vor einer Blase, die, sollte sie platzen, die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft erheblich erschüttern könnte. … Falls - oder wenn - der Zusammenbruch kommt, werden wieder nur die normalen, arbeitenden und ihre Steuern zahlenden Bürger die Rechnung präsentiert bekommen.“

The Independent (GB) /

Ein harmloses Bläschen

Sollte der Wert des Bitcoin plötzlich abstürzen, wären die Auswirkungen auf die Realwirtschaft verkraftbar, beruhigt The Independent:

„Derzeit liegt der Gesamtwert aller Bitcoins bei fast 200 Milliarden US-Dollar. Das klingt nach einer riesigen Summe, ist aber tatsächlich nur ein Bruchteil der Weltwirtschaft. Es entspricht ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt von Griechenland. Die Weltwirtschaft wächst jeden Monat in einem größeren Ausmaß. Rechnet man den Gesamtwert der Bitcoins weg und geht davon aus, dass es in der Folge einen ernsten wirtschaftlichen Abschwung geben wird, könnten die Notenbanken dieser Welt die fehlende Summe Bargeld locker über ein Wochenende bereitstellen. In volkswirtschaftlicher Hinsicht wäre ein Bitcoin-Crash also kein Drama.“

Libération (FR) /

Riskant für Spekulanten, gut für die Wirtschaft

Selbst wenn der Bitcoin am Ende verschwindet, bleibt der Wirtschaft dessen effizientes System des Währungstauschs erhalten, glaubt Chefredakteur Laurent Joffrin in Libération:

„Goldman Sachs interessiert sich bereits für die Kryptowährung, um das Geld seiner Kunden darin anzulegen. Wenn die Hyänen kommen, sind die Tage der Antilope gezählt. Bis dahin ist aber möglicherweise - wie so oft im Kapitalismus, diesem brutalen, aber produktiven System - ein neues System zum Austausch von Währungen entstanden, das ohne Zwischenhändler, Bankgebühren und kostspielige Firmensitze auskommt. In der Zwischenzeit werden sich Reichtümer angehäuft und wieder aufgelöst haben. Auf den Fluss der Wirtschaft wird sich dies jedoch positiv auswirken. Das Unglück der Spekulanten hat also auch etwas Gutes.“

Handelsblatt (DE) /

Nicht als Betrug abstempeln

Wenn die Großbanken die digitale Währung weiterhin ignorieren, verpassen sie den Bitcoin-Zug und treiben ihre Kunden in die Hände unsicherer Unternehmen, mahnt das Handelsblatt:

„Es ist verständlich, dass Banker den Kopf in den Sand stecken und das Problem kleinreden wollen. Doch das ist eine riskante Strategie - riskanter, als sich auf den Bitcoin einzulassen. Natürlich sind mit dem digitalen Geld Risiken verbunden ... . Doch statt die Entwicklung als 'Blase' oder 'Betrug' abzustempeln, sollten sich Banken lieber darüber Gedanken machen, wie sie ihren Kunden in Sachen Bitcoin und Co. helfen können. ... Banken müssen Gas geben, wenn sie den Bitcoin-Zug nicht verpassen wollen. Die Kunden suchen sich sonst schlicht Alternativen, die sich in der Krypto-Welt ohnehin besser auskennen. Und das wäre wirklich extrem riskant.“