Warum werden Flüchtlinge kriminell?

Geflüchtete in Deutschland fallen häufiger als Verdächtige einer Gewalttat auf, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht. Die Autoren einer Studie im Auftrag der Bundesregierung erklären das unter anderem damit, dass es sich bei den Flüchtlingen vor allem um junge Männer handelt, die in beengten Unterkünften leben. Kommentatoren machen auch die Politik verantwortlich.

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Der Tagesspiegel (DE) /

Es fehlt ein Zuwanderungsgesetz

Für den Tagesspiegel offenbart die Studie, was in der deutschen Migrationspolitik alles im Argen liegt:

„Weil ein Zuwanderungsgesetz fehlt, nehmen auch die oft abschätzig als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichneten Migranten den Weg über das Asylsystem. Das bringt ihnen zwar Unterkunft und Sozialleistungen, doch keine langfristige Perspektive - und schon gar keine Sympathiepunkte in der deutschen Bevölkerung. Frust und Aggressionen sind die Folge. Der Schritt zur Gewalt ist da offenbar nicht weit, erst recht bei jungen Männern, die aus patriarchalisch geprägten Kulturen stammen. … Niemand hat ein Patentrezept für die Lösung der Krise. Eine geregelte Arbeitsmigration mit Ausbildungsmöglichkeiten für junge Leute, wie sie auch die Kanzlerin ins Gespräch gebracht hat, weist aber in die richtige Richtung.“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

Zu viele Hindernisse für Integration

Die Zahl der Straftaten zeigt auf, wie stark man die angemessene Betreuung von Geflüchteten und die Kriminalitätsprävention vernachlässigt hat, meint die Süddeutsche Zeitung:

„Genau daran fehlte es nach der großen Flüchtlingszuwanderung 2015/16. Trotz der Tausenden ehrenamtlichen Helfer, der neuen Sozialpädagogen und Integrationslotsen in Städten und Gemeinden haben die mehr als eine Million Flüchtlinge aus dieser Zeit die Behörden überfordert, eine angemessene Betreuung und Prävention gab es vielerorts nicht. Manchmal war sie beim besten Willen nicht zu organisieren, etwa weil das Personal nicht aufzutreiben war. Das rächt sich jetzt. Die Grenzen der Integrationsfähigkeit werden auch an der Zahl der Straftaten sichtbar.“