Sexismus-Skandal erschüttert Londons Charity

33 Jahre lang sammelte der Londoner Presidents Club Geld für Kinder. Doch die Wohltätigkeit erscheint jetzt als Fassade, die jährliche Spendengala entwickelte sich zum Skandal: Recherchen der Financial Times haben enthüllt, dass Gäste - ausschließlich Männer aus Finanz, Entertainment und Politik - die angeheuerten Hostessen belästigten. Was sagt der Skandal über Londons Upperclass aus?

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La Vanguardia (ES) /

Gentlemen entpuppen sich als Flegel

Der Sexismus der britischen Elite entsetzt La Vanguardia:

„Die so genannten Gentlemen des Presidents Club entpuppten sich als Flegel, die ihrem Instinkt mit anzüglichen Gesten, Grabschereien und Genital-Entblößungen freien Lauf ließen. Wie kann so etwas im Jahr 2018 in London passieren? Schlimmer noch: Wie konnte dieses Gala-Dinner 33 Jahre lang unentdeckt abgehalten werden? ... Es ist unerklärlich, dass viele Teilnehmer nicht wissen, in welcher Welt sie leben und dass sie sich jenseits von Gut und Böse glauben, wo doch diese Art des Verhaltens anderswo zu fristlosen Entlassungen führt.“

Helsingin Sanomat (FI) /

MeToo-Botschaft nicht angekommen

Auch Helsingin Sanomat ist fassungslos über die Exzesse bei der Spendengala:

„Wie ist so etwas möglich, nachdem das Thema mehrere Monate täglich behandelt wurde? Die völlige Gleichgültigkeit zeigt, dass die Elite glaubt, nach anderen Regeln spielen zu können als der Rest. Wenn man die Türen schließt und die Telefone weglegt, kann man sich so daneben benehmen, wie man möchte. ... Viele bedrückt der Vorfall. Wenn es bei einer Veranstaltung mit über hundert männlichen Teilnehmern niemand für nötig hält, bei grober Belästigung einzugreifen, zeigt das, dass die MeToo-Botschaft beim Londoner Geldadel noch nicht angekommen ist.“

Financial Times (GB) /

Mehr Frauen in Führungsetagen nötig

Die schlechte Behandlung von Frauen ist vor allem auch Folge männlich dominierter Machtstrukturen in der Geschäftswelt, analysiert Financial Times:

„Das entwürdigende Verhalten [der Galagäste] ist Teil eines größeren gesellschaftlichen Problems: Macht und deren Missbrauch. Der Fall Harvey Weinstein hat vor Augen geführt, wie festgefügte Machtstrukturen es jenen an der Spitze - und das sind vor allem Männer - erlauben, die unter ihnen schlecht zu behandeln. Der Veranstaltung in London mag es an den Monstrositäten des Weinstein-Falls gefehlt haben, doch sie befindet sich im gleichen Spektrum. In der Geschäftswelt wäre eine derartige Veranstaltung schwer vorstellbar, wenn es in den Führungsetagen so viele Frauen wie Männer gäbe. Eine Beseitigung dieses Ungleichgewichts wird dazu beitragen, dass solche Exzesse bald der Vergangenheit angehören.“