Cyril Ramaphosa: Südafrikas neuer Hoffnungsträger?

Nach neun Jahren wird Präsident Jacob Zuma von seinem bisherigen Stellvertreter Cyril Ramaphosa abgelöst. Schon im Dezember hat Ramaphosa den Vorsitz des African National Congress übernommen. Eine lahmende Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, ein korruptes politisches System - Beobachter skizzieren, vor welchen Herausforderungen Südafrikas neuer Präsident steht.

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Frankfurter Rundschau (DE) /

Die zweite südafrikanische Befreiung

Für Südafrika könnte die Ablösung Zumas das bedeutendste Ereignis seit dem Sieg über die Apartheid markieren, glaubt die Frankfurter Rundschau:

„Der Niedergang des südafrikanischen Verfassungsstaats ist zumindest aufgehalten. Nun kommt es darauf an, wie gründlich der neue starke Mann aufräumen kann. Ramaphosa hat die Wahl zum ANC-Chef im Dezember mit weniger als einem Prozent Vorsprung gewonnen. Die ehemalige Befreiungsbewegung Nelson Mandelas ist noch immer von zahllosen Gangstern, prinzipienlosen Profiteuren und opportunistischen Mitläufern durchsetzt. ... Ramaphosas größte Herausforderung fängt damit heute erst an: Wenn er dem 106 Jahre alten ANC und dem Land keine neue moralische und politische Ausrichtung geben kann, wird sein langer Weg zur zweiten südafrikanischen Befreiung umsonst gewesen sein.“

Tages-Anzeiger (CH) /

System Zuma ist kaum zu bezwingen

Vor welch schweren Aufgaben nun Cyril Ramaphosa steht, skizziert der Tages-Anzeiger:

„Jacob Zuma hinterlässt eine völlige Verwahrlosung in Politik und Wirtschaft, die so massiv ist, dass man sich fragt, wie das einer allein wieder richten soll. Denn so viele politische Freunde hat Ramaphosa nicht. Und es ist auch nicht so, dass der Kampf gegen die Korruption in der Partei für alle eine hohe Priorität hat, je entschiedener ihn Ramaphosa führt, desto entschiedener wird der Widerstand sein. ... Es wird ein epischer Kampf gegen jene, die profitiert haben vom System Zuma - und die ja auch noch alle da sind. Ramaphosa gilt vielen, die ihn persönlich erlebt haben, als ein exzellenter Verhandler, der die gespaltene Partei versöhnen kann und auch das Land. Die Frage ist aber, was gibt es denn eigentlich zu verhandeln mit dem korrupten alten System?“

Les Echos (FR) /

Kap der guten Hoffnung?

Mit dem Werdegang Ramaphosas beschäftigt sich Les Echos:

„Mit seinen 65 Jahren präsentiert sich Ramaphosa als potentieller Retter, der die extrem schlecht laufende Regenbogenwirtschaft wieder reparieren kann. ... Er ist einer der reichsten Männer Afrikas, auf Platz zwölf in Südafrika. Sein Unternehmen Shanduka ist in allen Sektoren tätig: Finanzwesen, Minen, Schnellrestaurants, Coca Cola, McDo-Lizenzen etc. Nelson 'Madiba' Mandela schätzte ihn sehr, sah in ihm seinen Sohn im Geiste. Und wollte ihn zu seinem Nachfolger machen. Doch der ANC hat Thabo Mbeki vorgezogen. Das war der Moment, in dem Cyril Ramaphosa loszog, um ein Vermögen zu machen. Hier ist er nun wieder, er kehrt zu seinen 'Wurzeln' zurück und spricht von 'Neuanfang', in diesem Jahr des 100-jährigen Geburtstags von Mandela. Kap der guten Hoffnung?“

Svenska Dagbladet (SE) /

Zuversicht ist ein zartes Pflänzchen

Südafrika ist am Ende der Ära Zuma tief verunsichert, kommentiert Svenska Dagbladet:

„Ipsos publizierte [im Januar 2018] den Bericht 'What worries the world'. Dieser Studie zufolge sind 73 Prozent der Bevölkerung Südafrikas der Meinung, das Land befinde sich auf dem falschen Weg. Nur 27 Prozent finden, dass es auf dem richtigen Weg sei. Doch: Der Anteil jener, die meinen, das Land sei auf dem rechten Weg, ist binnen eines Monats um 17 (!) Prozentpunkte gewachsen. Man kann sich denken, dass der Wechsel an der Führungsspitze des ANC da eine große Rolle spielt. ... Offensichtlich hat Jacob Zuma nicht nur nicht verstanden, welche Fragen den Bürgern unter den Nägeln brennen. Er ist außerdem nicht seiner Verantwortung nachgekommen, Südafrika in eine bessere Zukunft zu führen. Nun bleibt abzuwarten, was Cyril Ramaphosa leisten kann.“