Gefährdet der Brexit das Karfreitagsabkommen?

Mit dem Karfreitagsabkommen besiegelten Großbritannien und Irland am 10. April 1998 einen Waffenstillstand für Nordirland. An seinem 20. Jahrestag blicken irische Journalisten besorgt auf die Brexit-Verhandlungen: Sie sehen den Frieden für Nordirland gefährdet, wenn sich die Anhänger eines harten Brexit durchsetzen und wieder Grenzen zwischen Nordirland und Irland gezogen werden.

Alle Zitate öffnen/schließen
Irish Examiner (IE) /

Meilenstein auf dem Weg zur Aussöhnung

Das Karfreitagsabkommen hat Nordirland einem dauerhaften Frieden ein gutes Stück näher gebracht, bilanziert Irish Examiner:

„Politische und soziale Spannungen kochen immer wieder hoch. Es gibt heute mehr Trennmauern, die Wohngegenden voneinander abgrenzen, als 1998. Es kommt sporadisch zu Gewaltausbrüchen und paramilitärischen Übergriffen von Dissidenten. Dennoch ist es angesichts der jüngsten Bemühungen der Brexit-Verfechter in London, den Friedensprozess zu untergraben, wichtig, sich vor Augen zu führen, welche Unterschiede das Karfreitagsabkommen in Nordirland gemacht hat. Bewaffnete Kontrollstellen, gewaltsame Auseinandersetzungen auf den Straßen und Serien verheerender Bombenanschläge sind Geschichte. Das gleiche gilt für den Fanatismus im Alltag und die Angst davor, bestimmte Wohngegenden zu betreten.“

thejournal.ie (IE) /

Fragilen Frieden nicht aufs Spiel setzen

Radikalen britischen EU-Gegnern darf es nicht erlaubt werden, das Karfreitagsabkommen einem harten Brexit zu opfern, fordert TheJournal.ie:

„Die britische Regierung war in den vergangenen zwei Jahren mit einem internen Machtkampf beschäftigt. Auf der einen Seite stehen jene, die die dramatischen Folgen eines harten Brexit rasch näher kommen sehen. Auf der anderen Seite jene, für die der Brexit ein Selbstzweck ist und die sich nicht um die Konsequenzen für die betroffenen Menschen kümmern. In der Regierung und in anderen politischen Zirkeln befinden sich die Vertreter der ideologisch motivierten extremen Rechten, die das Karfreitagsabkommen als lästigen Stolperstein auf dem Weg zu dem von ihnen gewünschten Brexit und nicht als Grundstein eines hart erkämpften Friedensprozesses sehen, der noch nicht abgeschlossen ist. Es darf ihnen nicht erlaubt werden, diesen aufs Spiel zu setzen.“