Anti-Korruptionskampf auf offener Straße

Bulgariens neue Korruptionsbehörde KPKONPI hat die Sofioter Bezirksbürgermeisterin Dessislawa Iwantchewa festgenommen. Sie soll Schmiergeld in Höhe von bis zu 500.000 Euro für eine Baugenehmigung angenommen haben. Kommentatoren diskutieren vor allem die Umstände der Festnahme von Iwanchewa, die auf offener Straße stattfand und über Stunden von zahlreichen Medienvertretern dokumentiert wurde.

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e-vestnik (BG) /

Unerträgliche Medienshow

Die Art und Weise der Festnahme der Bürgermeisterin hinterlässt allerdings Zweifel, meint e-vestnik:

„Die Polizei hält ein Auto im Zentrum von Sofia an, das Fernsehen ist schon vor Ort. Die Frau muss in Handschellen gefesselt mehrere Stunden auf der Straße ausharren, bis alle sie gefilmt haben. Im Kofferraum wird Geld gefunden. ... Wenn sie sie abgehört haben, warum haben sie sie nicht während der Geldübergabe verhaftet? So wird das gemacht und nicht indem man Autos mitten auf der Straße anhält und durchsucht. Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Geld. Es könnte untergeschoben worden sein, wie man das aus Filmen kennt.“

24 Chasa (BG) /

Schön, dass korrupte Politikerin leiden musste

Dass die Festnahme der Bürgermeisterin äußerst medienwirksam vollzogen wurde, hält der Kolumnist von 24 Chasa, Slavi Angelov, für angemessen:

„Wenn wir in einem normalen Land leben würden, wo Iwantschewa im Gefängnis landen würde, würde ich sagen, dass ihre Festnahme viel zu demonstrativ war. Bulgarien ist aber kein normales Land und sie wird nie ein Gefängnis von innen sehen. ... Darum finde ich die Art, wie sie festgenommen wurde, wunderbar. Wenn es schon keinen echten Kampf gegen die Korruption gibt, dann soll das Volk wenigstens etwas zu sehen bekommen. ... Selbst wenn sie Jahre später Bulgarien vor dem Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg verklagt, werden wir wenigstens die Genugtuung haben, dass wir bei dem ganzen Theater in der ersten Reihe saßen.“