Angemessenes Gedenken an Massaker in Bleiburg?

Am Wochenende fand im österreichischen Bleiburg die jährliche Gedenkfeier für mehrere Tausend, zum Ende des Zweiten Weltkriegs von Partisanen exekutierte, kroatische Soldaten statt. Da diese dem Ustascha-Regime dienten, wird die Gedenkfeier von Rechtsextremen missbraucht und oft werden faschistische Symbole getragen. Dieses Jahr griff die österreichische Polizei hart durch. Doch die Veranstaltung bleibt umstritten - nicht nur in Kroatien.

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Der Standard (AT) /

Rechtes Vernetzungstreffen statt Totengedenken

Das offizielle Kroatien unterstützt einen faschistischen Aufmarsch, urteilt der Autor und Kulturwissenschaftler Wilhelm Kuehs angesichts der Bleiburger Feierlichkeiten in einem Leserkommentar in der Tageszeitung Der Standard:

„Offiziell handelt es sich um ein Totengedenken, das hier im Süden Österreichs abgehalten wird. ... [U]m die Toten geht es auf dem Loibacher Feld nur in zweiter Linie. In Wirklichkeit findet hier ein Vernetzungstreffen rechter und ultrarechter Gruppen statt. Dabei handelt es sich aber nicht um ein paar versprengte Wehrsportgruppen oder Burschenschaftler, die stolz ihre Schmisse zur Schau stellen. Hier haben wir es mit Leuten zu tun, die schon an der Macht sind oder es bald sein könnten. Von der kroatischen Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović abwärts unterstützt das offizielle Kroatien diesen faschistischen Aufmarsch.“

Novi list (HR) /

Veranstaltung längst nicht mehr so schlimm

Österreichs Politik reagiert auf die rechte Ikonographie des Gedenktags zu spät, denn seit einigen Jahren geht es dort zivilisiert zu, meint Novi list:

„Die Ustascha-Ikonographie ist praktisch verschwunden. Da und dort trägt einer eine Kappe oder hebt die Rechte, aber das war's auch schon. Doch jetzt auf einmal kommen die Kärntner Sozialisten darauf, dass in ihrer Provinz irgendeine Veranstaltung stattfindet und veranstalten einen Zirkus. ... Der Eingriff des österreichischen Staats war überflüssig. Doch hat das, was vor 20 Jahren dort stattfand, jetzt die Organisatoren eingeholt. Wenn sie daraus ihre Schlüsse ziehen, war vielleicht nicht alles vergeblich. Dann wird in Zukunft Bleiburg vielleicht das, was es sein sollte: Die Erinnerung an Zehntausende Ermordete und eine unnötige Bluttat. Und nicht ein Ort, an dem frustrierte Individuen sich mit einem kriminellen Projekt solidarisieren.“

Autograf.hr (HR) /

Ustascha-Greuel nicht verschweigen

Beim Gedenktag in Bleiburg wird viel zu unkritisch mit den Verbrechen des Ustascha-Regimes umgegangen, findet Autograf.hr:

„Wer nur an die 'unschuldigen Opfer' [des Bleiburger Massakers] erinnert und sich vor der Ustascha-Armee verneigt, was katholische (Erz-)Bischöfe und Politiker tun, die dort jedes Jahr die Gedenkfeier missbrauchen und, was noch wichtiger ist, das Ustascha-Regime nicht verurteilen, erwähnt nicht, dass die 'Opfer von Bleiburg' gefallen sind als Folge des Ustascha-Terrors und Genozids an Serben, Juden und Roma. Der verschweigt, wie sich die Ustascha-Kämpfer nach Bleiburg durchschlugen und bis zuletzt Partisanen und unschuldige slowenische Bauern ermordet haben und plünderten. Derjenige weiß nicht nur nicht, wie man sich erinnert, sondern manipuliert auch sehr.“