Angriff auf Bürgermeister von Thessaloniki

Mutmaßliche Rechtsextremisten haben den Bürgermeister von Thessaloniki, Giannis Boutaris, bei einer Gedenkveranstaltung angegriffen und leicht verletzt. Der 75-Jährige setzt sich für eine Entspannung mit der Türkei sowie die Rechte von Homosexuellen und Minderheiten ein. Kommentatoren sind bedrückt über das politische Klima in der griechischen Gesellschaft, das solche Gewalttaten begünstigt.

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Eleftheros Typos (GR) /

Gewalt wird zur neuen Normalität

Im Griechenland der Krise ist die öffentliche Debatte so aufgeheizt, dass Gewalt und Gesetzlosigkeit Alltag geworden sind, klagt Eleftheros Typos:

„Der Hass, der in den Jahren des finanziellen Bankrotts gewachsen ist, basiert auf dem sozialen Bankrott. Die spalterischen Worte über 'Galgen' und 'Hinrichtungen' gegenüber denjenigen, die das Land 'verraten' haben, verstärkten den Hass der Schläger, die auf diese Gelegenheit warteten. Die Extremisten haben dem Land ihre eigene Normalität auferlegt. ... Jetzt muss dringend etwas unternommen und die Macht der Gesetze wieder hergestellt werden. Notwendig ist aber auch eine politische Rhetorik, die keine Bürgerkriegsbedingungen schafft. Wenn es keine mutigen Entscheidungen gibt, können wir nur abwarten, wer das nächste Opfer extremer Schläger sein wird.“

Ta Nea (GR) /

Gefahr für die Demokratie

Frühere Politiker tragen eine Mitschuld an der Gewalt, meint in Ta Nea der Bürgermeister von Athen, Giorgos Kaminis, der selbst schon mal Opfer eines Angriffs war:

„Das Gefühl der Verfolgung und Gewalt durch den Mob ist etwas, das man nicht beschreiben kann. Es nistet sich in deiner Seele ein und du versuchst, dich nicht daran zu erinnern. ... Der faschistische Angriff auf den Bürgermeister von Thessaloniki sollte nicht als eine Aktion einiger Fanatiker interpretiert werden. Er bedeutet eine Gefahr für die Demokratie und die Normalität in diesem Land. Politische Kräfte, rechts und links, die von Zeit zu Zeit Gewalt toleriert haben, müssen scharfe Selbstkritik üben. Insbesondere die Regierungspartei Syriza, die in der Zeit vor ihrem Machtantritt Gewalt gegen Politiker nicht scharf genug verurteilt hat.“