USA:Obamas Chance

Er weiß besser als andere, was es bedeutet, ein Schwarzer zu sein.

Von Hubert Wetzel

Was soll Barack Obama auch sagen? Wenn binnen einer Woche sieben Menschen sterben, getötet, weil sie die falsche Hautfarbe hatten. Natürlich hat das etwas mit Rassismus zu tun, nicht nur mit dem Wahnsinn eines Einzeltäters oder der Nervosität eines Streifenpolizisten. Aber der amerikanische Präsident kann ja schlecht von Warschau aus seinen Bürgern vorwerfen, verkappte oder offene Rassisten zu sein. Also sprach er über die Trauer, die alle Amerikaner vereine, und darüber, dass die Lage immerhin noch nicht so schlimm sei wie in den dunklen Sechzigerjahren.

Das ist alles nicht falsch. Aber es ist auch nicht genug. Amerika hat - nicht nur, aber auch - ein Rassismusproblem, das weiß Obama, das wissen alle Bürger, die sich nur einen Deut um den Zustand ihrer Gesellschaft scheren, die Weißen wissen es und die Schwarzen sowieso. Drumherumreden hilft da nicht weiter.

Obama hat das Thema Rassismus während seiner Amtszeit stets nur mit spitzen Fingern angefasst. Das war verständlich, denn er ist der Präsident aller Amerikaner, nicht der Lobbyist einer Minderheit. Und natürlich kann er den Rassismus nicht abschaffen, das müssen schon die Rassisten selbst tun. Aber Obama kann glaubwürdiger als die meisten Politiker darüber reden, was es heißt, als Schwarzer in Amerika zu leben. Vielleicht wäre das ein Thema für die letzten Monate, die er noch im Amt ist.

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