Es ist nicht Aufgabe der Medien, zu schweigen, bis das letzte Detail einer Sache geklärt ist, es ist Aufgabe der Medien, zu berichten, gerade dann, wenn eine Lage verworren ist. Mit aller Vorsicht, mit aller Zurückhaltung, versteht sich.
Das ist am Freitag oft gelungen – nicht immer – in einer Situation, die aus medialer Sicht kaum komplizierter hätte sein können. Ständig Gerüchte über Schüsse in der Innenstadt, Augenzeugenmeldungen, die auf mehrere Täter hindeuteten. Ja, zwischendurch klang es wie eine große, terroristische Aktion.
Und das haben Journalisten ernst genommen. Genau wie die Polizei, die sich darauf natürlich einstellen musste. Entscheidend ist allerdings nicht, ob darüber berichtet wird, die Frage ist, wie dies geschieht. Zumal das Bedürfnis nach Berichterstattung groß war, das zeigen die Quoten und Verkaufszahlen.
Was wäre denn die Alternative? Nichts zu schreiben? Nicht zu berichten? Den Gerüchteverbreitern bei Twitter und Facebook, in Blogs und Foren das Feld zu überlassen? Je sensationeller die Nachricht, desto stärker die Reaktion, viele neigen da nur zu gerne zu Übertreibungen und (bewussten) Fehlinterpretationen. Nein, es ist richtig, wenn professionelle Medien diesem Feld nicht fernbleiben.
Verschwörungstheoretikern nicht das Feld überlassen
Natürlich lief die Berichterstattung nicht fehlerfrei, wie soll sie auch in dieser trüben, sich permanent ändernden Gemengelage? Wichtig ist dann, falsche Meldungen offen zu korrigieren – das gelang einigen recht, anderen schlecht –, ausgelernt haben auch die professionellen Medien noch lange nicht!
Denn es ist eben auch geboten, zu sagen, was man nicht weiß, auch das gehört zu einer seriösen Berichterstattung. Das haben am Freitagabend fast alle Medien so gehalten.
Genau das unterscheidet sie von dem, was in den sogenannten sozialen Medien im Sekundentakt passierte: Aufgeregte Menschen mit Halbwissen, aber ganzer Meinung, krakeelen über islamistischen Terror, verhöhnen gar die „Systemmedien“, die sich nicht trauten, offen zu sagen, um was es hier ginge.
Verschwörungstheoretiker mit fragwürdigem Hintergrund und undurchsichtigen (oder sogar allzu durchsichtigen) Zielen, die vermeintliche Antworten haben, bevor überhaupt die Frage klar ist.
Genauso richtig wie die breite Berichterstattung durch Journalisten war im Gegensatz dazu die auffällige Zurückhaltung der Kanzlerin, deren Aufgabe es eben nicht ist, verworrene Lagen öffentlich einzuschätzen. Angela Merkel, der man schnell vorwarf, dass sie sich lange nicht zu München äußerte, nachdem sogar US-Präsident Obama seinem „engen Verbündeten“ Deutschland Hilfe angeboten hatte.
Nein, Merkel wartete einfach, bis klar war, um was es sich in München handelte. Dann, Samstagnachmittag, redete sie – und sie fand die richtigen Worte, weil sie wusste, worüber sie redete. Wohltuend!