Kommentar

Die Verantwortung trägt Putin

Der Zwischenbericht der internationalen Ermittler zeigt deutlich, dass die Verantwortlichen für den Abschuss der MH17-Maschine in Russland zu suchen sind. Die Schuld trägt letztlich das Putin-Regime.

Christian Weisflog
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Es ist fraglich, ob die Verantwortlichen jemals bestraft werden. (Bild: Alyona Zykina / EPA)

Es ist fraglich, ob die Verantwortlichen jemals bestraft werden. (Bild: Alyona Zykina / EPA)

Alle Nebelkerzen und Propaganda-Lügen helfen Moskau nichts. Die am Mittwoch von den internationalen Ermittlern präsentierten Zwischenergebnisse lassen kaum mehr einen Zweifel zu, dass sich die Verantwortlichen für den Tod der 298 Passagiere von Flug MH17 in Russland befinden. Unzählige Telefonmitschnitte, Videomaterial und forensische Analysen dokumentieren, wie das Raketensystem aus Russland in die Ukraine und zurück kam.

Aber nicht nur die von den Ermittlern gesammelten Beweise, auch Moskaus durchschaubares und bisweilen stümperhaftes Verhalten, sprechen für die russische Schuld. Nur wenige Tage nach dem Abschuss von Flug MH17, am 17. Juli 2014, behauptete Moskau, dass sich ein ukrainischer Kampfjet bis auf wenige Kilometer der malaysischen Boeing genähert habe. Die russische Regierung stützte sich dabei auf eigene Radardaten und insinuierte damit, dass Flug MH17 womöglich mit einer ukrainischen Luft-Luft-Rakete abgeschossen worden war. Am Montag nun wollte Moskau kurz vor dem Zwischenbericht der internationalen Ermittler erneut Verwirrung stiften. Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums präsentierte an einer Pressekonferenz die vermeintlichen russischen Radardaten vom Tag der Flugzeugkatastrophe. Darauf war nun der angebliche ukrainische Kampfjet nicht mehr zu sehen. Moskau entlarvte seine eigene Lüge damit gleich selbst.

Zugleich aber behauptete der russische Sprecher, dass auf dem Radar auch kein Raketenabschuss zu sehen sei, der eigentlich hätte erfasst werden müssen. Ob die präsentierten Daten indes wirklich stimmen, kann niemand überprüfen. Die internationalen Ermittler haben Moskau seit langem um die Rohdaten der russischen Radarstationen gebeten – ohne Erfolg. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen muss davon ausgegangen werden, dass die russische Seite erneut eine Fälschung produzierte, um für allgemeine Verunsicherung zu sorgen und seinen Trollen und Verschwörungstheoretikern in den sozialen Netzwerken neues Propaganda-Futter zu liefern.

Zu erinnern ist auch an den gross inszenierten Bericht russischer Raketenbauer. Sie behaupteten, dass die Buk-Rakete weiter westlich in von der ukrainischen Armee beherrschtem Gebiet abgefeuert worden sei. Die internationalen Ermittler haben nun klar gezeigt: Das entsprechende Dorf befand sich in der Hand der Separatisten, und ein Raketenabschuss wurde dort nicht gesehen.

Mit seinem Veto im Uno-Sicherheitsrat hat Russland die Einsetzung eines breit abgestützten Gerichts verhindert. So ist fraglich, ob die Verantwortlichen jemals bestraft werden. Moskau hätte das Veto nicht einlegen müssen, wenn es nichts zu verbergen hat.

Natürlich kann man auch der Ukraine und der Fluggesellschaft eine Mitschuld geben. Der Luftraum wurde nicht ganz geschlossen, einige Airlines sind bedenkenlos weiter über die Ostukraine geflogen. Wenn man den Kreis der Schuldigen so weit ziehen möchte, gelangt man indes erneut nach Moskau. Ohne das aggressive Regime von Wladimir Putin hätte es den Krieg in der Ukraine nie gegeben. Putin trägt letztlich nicht nur die Verantwortung für die 298 Flugzeugpassagiere, sondern auch für die rund 10 000 Toten des Ukraine-Konflikts.

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