US-Wahlkampf:Nach unten offen

Die E-Mail-Affäre kann Clinton schwer schaden, selbst wenn es dem Thema deutlich an Substanz fehlt. Es geht um den Eindruck.

Von Stefan Kornelius

Zu Donald Trump ist alles gesagt. Zu Hillary Clinton noch nicht genug. Das ist ihr Problem, denn die nun beginnende Hexenjagd wegen der neuerlichen E-Mail-Episode lebt von all den Halbwahrheiten, Eindrücken, Charakter-Analysen und historischen Analogien, die in Verbindung mit dem Namen Clinton durchaus funktionieren. Bill Clinton, Hillarys so genialischer wie halbseidener Ehemann, wirft einen Schatten. Und Hillary Clinton selbst hat nicht dazu beigetragen, dass mehr Licht ins Spiel kommt.

Gleichwohl muss für die Kandidatin gelten: Ohne einen Beleg, ohne Kenntnis der eigentlichen Inhalte dieser E-Mails ist alles nur Geschwätz. Was also speichert Clintons Mitarbeiterin auf ihrem Privatcomputer? Sind Staatsgeheimnisse darunter? Und trüge Clinton dafür eine Verantwortung? Clinton macht sich höchstens dafür angreifbar, dass sie ihr Leben in Gesellschaft seltsamer Menschen verbringt. Aber selbst da ist ihr Donald Trump als abschreckendes Beispiel überlegen.

Schande über die Ermittler, dass sie in dieser hochsensiblen Wahlkampfphase die Pforte zur Gerüchtehölle geöffnet haben. Von Trump hat man nichts anderes erwartet, als dass er diese Chance nutzt und auf der nach unten hin offenen Skala der Miesheiten eine neue Markierung setzt. Zu stoppen ist diese letzte Güllelawine nicht mehr. Sie hat das Potenzial, Clinton bis zur Wahl schwer zu schaden.

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