Am Wochenende haben „Ärzte ohne Grenzen“, „Sea-Eye“ und „Save the Children“ ihre Rettungseinsätze für Flüchtlinge im Mittelmeer beendet. Das harte Vorgehen der libyschen Küstenwache mache eine Fortsetzung der Missionen unmöglich.
Schon Anfang des Monats beschlagnahmte die italienische Polizei die deutsche „Iuventa“, einen umgebauten Fischkutter von „Jugend Rettet“ – wegen der Begünstigung illegaler Migration und mangelnder Kooperation mit den Behörden. Mitglieder des Vereins hatten seit dem vergangenen Jahr Flüchtlinge im Mittelmeer aufgenommen. Neben der Seenotrettung wollen sie außerdem europaweit „Unterstützer_innen“ mobilisieren, um „öffentlichen Druck auf staatliche Akteur_innen“ auszuüben.
Man würde den Idealismus all dieser Aktivisten gern bewundern, wäre er in seinen Konsequenzen nicht genauso verantwortungslos wie das Verhalten aller NGOs ohne Mandat, die – in der ehrenwerten Absicht, Leben zu retten – Hunderttausende in Afrika dazu ermuntern, eine Reise anzutreten, die für viele mit dem Ertrinken endet oder in KZ-ähnlichen Lagern in Nordafrika.
Italien ist überfordert
Die privaten Retter agieren auch deshalb verantwortungslos, weil sie de facto das Geschäft der Schlepper fördern und in der Flüchtlingsfrage nur bis zum nächsten Schlauchboot denken – während alle Politiker in Regierungsverantwortung auch die Stabilität eines wankenden europäischen Kontinents im Blick haben müssen.
Jedem, der bei Verstand ist, dürfte klar sein, dass es die EU und ihre Gesellschaften zerreißen wird, wenn wir allen, die von einem besseren Leben in Europa träumen, den Weg zu uns eröffnen. Das schon jetzt mit der Flüchtlingslast überforderte Italien erwartet bis zum Jahresende weitere 200.000 Neuankömmlinge, wird aber von den EU-Partnern weitgehend alleine gelassen, weil selbst wohlmeinende Länder wie Schweden an ihre Grenzen stoßen.
EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos mahnt daher zu Recht „absolute Kompromisslosigkeit“ gegenüber den Schleusern an: Sie zu bekämpfen und ihr Geschäft zu unterbinden müsse Priorität haben.
Die Aktivisten dagegen wollen jedem von den Menschenhändlern vollgestopften Flüchtlingsboot die Rettung versprechen und die Weiterreise seiner Insassen an sichere europäische Gestade. Kurzfristig rettet das Leben. Wer aber das Sterben zwischen Sahara und Mittelmeer beenden will, muss dafür sorgen, dass sich immer weniger Menschen für die Höllenfahrt Richtung Europa entscheiden.