Kommentar

Es muss sich erst noch weisen, ob Macrons Klimagipfel mehr ist als mediales Tamtam

Der ehrgeizige französische Staatschef inszeniert sich als der grosse Anführer im Kampf gegen den Klimawandel.

Nikos Tzermias
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Macron spricht am One Planet Summit, in der Nähe von Paris. (Bild: Benoit Tessier / Reuters)

Macron spricht am One Planet Summit, in der Nähe von Paris. (Bild: Benoit Tessier / Reuters)

Der ehrgeizige französische Staatschef Emmanuel Macron hat sich am Dienstag als der grosse Anführer im Kampf gegen den Klimawandel inszeniert. Dazu hatte er zusammen mit dem Weltbankpräsidenten Jim Yong Kim und dem Uno-Generalsekretär António Guterres den One-Planet-Summit in Paris organisiert. Berühmte Unternehmer wie Bill Gates, Michael Bloomberg oder Elon Musk und Showbusiness-Grössen von Arnold Schwarzenegger bis Leonardo di Caprio waren dem Ruf aus dem Elyséepalast an die Seine gefolgt. Macron wurde als Hoffnungsträger für den Planeten gewürdigt – und als weitsichtiger Staatsmann, der Präsident Trump Paroli bieten kann, der im Juni den Ausstieg aus dem Klimaabkommen angekündigt hatte.

Mit dem gegen Trumps Wahlspruch «Make America great again» gerichteten Slogan «Make the planet great again» hatte Macron im letzten Juli seine Offensive eröffnet. Die Notwendigkeit eines neuen Pariser Klimagipfels begründete er damit, dass offizielle Deklarationen im Kampf gegen die gefährliche Erderwärmung nicht mehr ausreichten. Es müsse nun endlich auf allen Ebenen zur Tat geschritten werden. Eingedenk der in letzter Zeit wieder beängstigend steigenden CO2-Emissionen sei ein regelrechter Schock in Bezug auf «unsere Produktionsweisen» erforderlich.

Damit erhob Macron praktisch den Vorwurf, dass die jährlichen Uno-Klimakonferenzen – die letzte fand vor wenigen Wochen in Bonn statt – vor allem viel warme Luft produziert hätten. Es muss sich nun aber erst noch weisen, ob der von Macron mit viel medialem Tamtam organisierte One-Planet-Gipfel mehr konkrete Resultate zeitigen wird oder ob er bloss ein Anlass der bereits altbekannten Willigen war. Dass sich neben dem nicht eingeladenen Präsidenten Trump auch die Staats- und Regierungschefs grosser Länder wie Deutschlands, Chinas oder Indiens nicht nach Paris bemühten, weckt Zweifel. Das umso mehr, als etwa zur Durchsetzung wirkungsvoll hoher Preise im CO2-Emissionshandel zwischenstaatliche Regelungen erforderlich wären.

Macron geisselte auch den Umstand, dass fossile Energieträger nicht nur in den USA, wo Schiefergas intensiv gefördert wird, sondern auch in einigen von Kohle stark abhängigen EU-Ländern immer noch eine zu grosse Rolle spielten. Das im Gegensatz zur Situation in Frankreich. Allerdings konnte Macron dabei als Staatschef eines Landes sprechen, das seinen Strom zu weit überdurchschnittlich hohen 75 Prozent aus eigenen Kernkraftwerken bezieht und die Entwicklung alternativer erneuerbarer Energiequellen bis heute stark vernachlässigt hat. Umweltpolitik ist eben auch eine Kostenfrage. Entsprechend musste sich Macrons Energieminister, der Umweltaktivist Nicolas Hulot, unlängst zu einem Eingeständnis durchringen. Er verschob das 2015 in einem Energiewende-Gesetz bis 2025 festgelegte Ziel auf unbestimmte Zeit, den Nuklearanteil in der Stromerzeugung auf 50 Prozent zu reduzieren. Sonst hätten laut Hulot Kohle- und Gaskraftwerke die drohende Versorgungslücke schliessen müssen, was dem Klima schaden würde.

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