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Meinung Klimagipfel in Paris

Die Spät-Bekehrten sind die größten Eiferer

PARIS, FRANCE - DECEMBER 12: French President Emmanuel Macron welcomes His Serene Highness Prince Albert II of Monaco as he arrives for a meeting for the One Planet Summit's international leaders at Elysee Palace on December 12, 2017 in Paris, France. Macron is hosting the One Planet climat summit, which gathers world leaders, philantropists and other committed private individuals to discuss climate change. (Photo by Aurelien Meunier/Getty Images) PARIS, FRANCE - DECEMBER 12: French President Emmanuel Macron welcomes His Serene Highness Prince Albert II of Monaco as he arrives for a meeting for the One Planet Summit's international leaders at Elysee Palace on December 12, 2017 in Paris, France. Macron is hosting the One Planet climat summit, which gathers world leaders, philantropists and other committed private individuals to discuss climate change. (Photo by Aurelien Meunier/Getty Images)
Präsident Macron und Fürst Albert von Monaco: In Paris fand ein Mini-Davos der Mächtigen statt – ohne Trump und ohne Merkel
Quelle: Getty Images
Früher waren Atomenergie und Pestizide kein Problem für Macron. Der französische Präsident ist spät auf die Ökologie gekommen. Er springt in die Machtlücke, die Trump und Merkel hinterlassen haben.

Wenn Emmanuel Macron für seinen One-Planet-Gipfel Kinostars, Wohltäter, Banker, Präsidenten, Minister, die Chefs von Weltbank und UN in Paris versammelt, ist die Frage berechtigt, ob das alles mehr ist als nur ein medientaugliches Spektakel. Nichts kann dort formell beschlossen werden, viel zu bewegen gibt es dennoch.

Macron ist kein Umweltschützer der ersten Stunde. Es gab Zeiten, als er noch Wirtschaftsminister war, da konnte er Umweltschützer mit seinen Entscheidungen auf die Palme bringen. Wirtschaftswachstum und Ökologie schienen in seinen Augen nicht kompatibel.

Macron hatte keine Mühe, die Nuklearindustrie zu verteidigen, den Diesel schönzureden oder Pestizide für unvermeidlich zu erklären. Auch während des Wahlkampfs war die Ökologie sein einziger blinder Fleck. Der war beträchtlich.

Ein Retter für viele Fälle

Inzwischen sieht er das Ende des CO2-Zeitalters auch als technologische, industrielle und wirtschaftliche Entwicklungschance. Die Wende kam, als er sich den Fernsehmann Nicolas Hulot in seine Regierung holte, einen ernsthaften Umweltaktivisten und Star in Frankreich, der seit Jahren derartige Angebote ausgeschlagen hatte. Als im Sommer die USA ihren Ausstieg aus den Pariser Verträgen der COP21 ankündigten, erfand sich Macron neu als Retter des Planeten.

Ist Macron ein Öko-Opportunist? Es ist unfair, seine Ernsthaftigkeit in Zweifel zu stellen. Oft sind die spät Bekehrten die eifrigsten Prediger. Sicher ist, dass der junge französische Präsident in eine Machtlücke gesprungen ist, die niemand anderer besetzen will und kann: Die Briten haben sich selbst ins Abseits manövriert, Angela Merkel hat ihre Machtposition verloren und Donald Trump den Multilateralismus aufgekündigt. Dass Frankreich zurück ist, hängt nicht nur mit Macron zusammen, es liegt auch am Machtvakuum, das ihn angezogen hat.

Frankreich hat wieder Leadership, wie die Franzosen das auf gut Neufranzösisch nennen, als ob es tatsächlich kein Wort mehr für Führungsanspruch in ihrer eigenen Sprache gäbe: Macron setzt Themen, will Interpretationshoheit und den Spielmeister geben.

Anders als die Neuerfindung der EU ist der Kampf gegen den Klimawandel ein Thema, das weltweit trägt. Die grüne Revolution der Finanzwirtschaft auszurufen, damit die Energiewende kein leeres Versprechen bleibt, das ist typisch Macron: Er will Dinge in Bewegung bringen. Und solange das Ergebnis stimmt, sind Motivation und Beweggründe zweitrangig.

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