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Meinung Catherine Deneuve

Endlich sagt jemand die Wahrheit über #Metoo

Französische Frauen fürchten den Verlust sexueller Freiheiten

In einem offenen Brief, der in der Tageszeitung „Le Monde“ abgedruckt wurde, fordern prominente französische Frauen „die Freiheit, aufdringlich zu werden“. Sie beklagen die Folgen der #MeToo-Debatte für das Verhältnis der Geschlechter.

Quelle: WELT/Lukas Axiopoulos

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#Metoo war überall. Man hatte den völlig falschen Eindruck, alle Männer seien Schweine, alle Frauen Opfer. Jetzt sagt die große Catherine Deneuve mit ihrem Brief: Stopp mit dem Unsinn! Es wurde Zeit.

Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve hat der Zeitung „Le Monde“ einen Brief geschrieben, in dem sie ein Ende der „Denunziationskampagne“ gegen Männer fordert. 100 prominente Französinnen haben unterschrieben.

Sie warnen vor einem „Klima einer totalitären Gesellschaft“, das die #Metoo-Kampagne erzeugt habe. Diese Kampagne diene den „Feinden sexueller Freiheit, religiösen Extremisten, den schlimmsten Reaktionären“. Der Brief lässt jeden erleichtert aufatmen, der in den vergangenen drei Monaten dachte, verrückt werden zu müssen.

Seit im Herbst #Metoo losging, konnte man den Eindruck haben, die Welt sei von sexueller Verwahrlosung, Ausbeutung von Frauen, Geschlechtergewalt und Geschlechterhass geprägt. Nein, nein, #Metoo sorgte sich nicht um die Teile der Welt, in denen das so ist.

Wo Frauen Eigentum von Männern sind, mit dem sie machen können, was sie wollen – steinigen oder mit Säure übergießen eingeschlossen. Es ging nicht um die, die Hilfe bitter nötig haben. Es ging um die Frauen im Westen.

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In Hollywood, wo die großen Geschichten über Freiheit, Abenteuer und Liebe herkommen, nahm die Kampagne ihren Anfang. Der Filmproduzent Harvey Weinstein hatte der Schauspielerin Ashley Judd indirekt angeboten: Rolle gegen Sex. Sie war nicht die Einzige. Es waren viele, vielleicht alle. Aber niemand, der den Deal eingegangen war, gab es zu.

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Dann passierte der Irrsinn: Millionen Frauen der freiesten, aufgeklärtesten und fröhlichsten Länder der Welt schrieben auf Twitter, welche Übergriffe ihnen irgendwann passiert waren, Großes wie Kleines, alles galt gleich. Man gewann den Eindruck, im Westen könne keine Frau mehr mit einem Mann einen Fahrstuhl oder ein Besprechungszimmer betreten, ohne geschändet zu werden.

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Autorenfoto NEU DIE WELT Fotoshooting 27.09.-07.10.2016 Kathrin Spoerr Foto: Claudius Pflug
Sexuelle Belästigung

Metoo war überall. Alle Männer waren Schweine, alle Frauen Opfer. Frauen erklärten der Welt, dass jedes Kompliment ein Übergriff sein kann. Männer erklärten sich anbiedernd zu Feministen oder zogen sich zurück.

Wer differenzieren wollte, brach die als „Frauensolidarität“ getarnte Meinungsdiktatur. 50 Jahre sexuelle Befreiung und Emanzipation und die noch viel ältere Fähigkeit, sich gegenseitig zu respektieren oder in die Grenzen zu weisen – das alles schien pulverisiert und weggeblasen.

Nun endlich, nachdem Hollywood bei den Golden Globes sein Theater weitergespielt und mit dem Finger auf alle, nur nicht auf sich selbst gezeigt hat, sagt die große Catherine Deneuve: Stopp mit dem Unsinn!

Wie gut das tut.

WELT-Autorin Kathrin Spoerr
WELT-Autorin Kathrin Spoerr
Quelle: Claudius Pflug

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