Kommentar

Kim spielt Trump den Ball zu

Das Spiel ist eröffnet: Nordkorea droht damit, das Treffen mit Trump platzen zu lassen. Damit möchte Kim Jong Un wohl vor allem erfahren, was die USA zu bieten haben.

Nina Belz
Drucken
Werden Kim und Trump sich treffen? Die jüngste Drohung aus Pjongjang schürt Zweifel, über die auch im japanischen Fernsehen berichtet wird. (Bild: Eugene Hoshiko / AP Photo)

Werden Kim und Trump sich treffen? Die jüngste Drohung aus Pjongjang schürt Zweifel, über die auch im japanischen Fernsehen berichtet wird. (Bild: Eugene Hoshiko / AP Photo)

Noch fast vier Wochen dauert es bis zu jenem Tag, den sich Kim Jong Un und Donald Trump für ihr Treffen in Singapur ausgesucht haben – wenn es denn stattfindet. Kim Jong Un hat dies mit seiner Drohung, den Gipfel platzen zu lassen, erstmals öffentlich in Zweifel gezogen.

Mit diesem Eklat hat das nordkoreanische Regime einen guten Zeitpunkt ausgesucht, um seine Position im Hinblick auf einen harten Verhandlungspoker zu unterstreichen. Zu den Forderungen Nordkoreas gehört erstens, dass das Regime nicht zu einer unilateralen Abrüstung bereit ist. Explizit wurde in der Mitteilung der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA, die die Zweifel in der Nacht auf Mittwoch streute, das Schicksal Libyens und des Iraks erwähnt, und zwar als Schreckensszenario. Pjongjang unterstreicht, dass es Denuklearisierung als einen Prozess versteht, den nicht nur Nordkorea, sondern auch die USA mitmachen.

Wirtschaftliche Hilfe ist nicht genug

Zweitens macht Pjongjang seine Position klar, es habe bereits Zugeständnisse gemacht. Das gilt für die angekündigte Schliessung des Testgeländes für Atombomben unter dem Berg Mantap ebenso wie für die Haltung gegenüber den amerikanisch-südkoreanischen Militärmanövern. Beim Gipfeltreffen mit Südkoreas Präsident Moon Jae In vor wenigen Wochen hatte Kim noch Verständnis für die Übungen geäussert. Dass sie nun doch als Vorwand dienen, um kurzfristig Gespräche mit Südkorea abzusagen, ist ein wirkungsvolles Zeichen dafür, dass man die Manöver per se nicht goutiert, zuvor angedeutetes «Verständnis» hin oder her. Es ist nicht das erste Mal, dass der Süden mit seinem Wunsch nach einem entspannteren Verhältnis zu den Nachbarn einstecken muss; für Nordkorea gilt der Bruderstaat im Ernstfall als ein Verbündeter der Amerikaner.

Nordkoreas Testgelände

Nordkorea hat mit seiner Drohung, den Gipfel platzen zu lassen, implizit die Frage gestellt, was die USA dem Regime zu bieten haben. Dass sich mit Donald Trump erstmals ein amerikanischer Präsident bereit erklärt, einen nordkoreanischen Machthaber zu treffen, mag in Washington bereits als Zugeständnis gewertet werden. Für Nordkorea, das sich selbst als gleichberechtigte Atommacht verstanden wissen möchte, ist dies allerdings nichts als selbstverständlich. Bisher stand zudem die Lockerung der amerikanischen Sanktionen im Raum. Denkbar ist, dass die Amerikaner dem Kim-Regime wie schon früher auch Bares und Rohstoffe anbieten. Das soll dem verarmten Land wirtschaftlich auf die Beine helfen, um es zur Abrüstung zu bewegen. Doch das, so heisst es nun aus Pjongjang, reicht diesmal offenbar nicht.

Unsicherheit bis zum Ende

Ob Trump und Kim sich tatsächlich treffen werden, wird bis zu dem Moment unklar bleiben, in dem sich die beiden tatsächlich die Hand geben. Die Drohung aus Pjongjang hat das nicht unwahrscheinlicher gemacht. Es gehört zu den Regeln des Spiels, dass zwei Konfliktparteien den Preis für Zugeständnisse in die Höhe treiben. Nordkorea hat aber nun – früh genug – damit begonnen, überrissene Erwartungen an das Treffen zwischen Kim und Trump zu dämpfen. Wie bei früheren Versuchen, den Koreakonflikt zu lösen, stellt die Frage der Denuklearisierung – wie weit, mit welchen Mitteln und vor allem unter welchen Bedingungen? – die grosse Knacknuss dar. Kim hat Trump nun den Ball zugespielt. Aber auch in Washington musste man bereits wissen, dass Kim seine Atomwaffen nicht für ein paar Zugeständnisse bei den Sanktionen verschrotten wird.

Weitere Themen