Griechenland:Europas Pflicht

Nicht nur Athen, sondern auch die Euro-Partner müssen im Streit über die Schuldenkrise nachgeben.

Von Alexander Mühlauer

Nach gut sechs Jahren Griechenland-Rettung kann man eine Lehre ziehen: Die Regierung in Athen hat sich in den Verhandlungen immer erst dann bewegt, wenn dem Land das Geld ausgegangen ist. Nimmt man diese Erfahrung zum Maßstab, wäre die nächste Einigung erst im Juli möglich. Dann muss Griechenland Geld zurückzahlen, das es nicht hat. Es spricht also einiges für eine erneute Eskalation des Reformstreits. Doch es wäre fahrlässig, wenn beide Seiten es wieder so weit treiben würden wie im vergangenen Sommer. Die Europäer müssen alles daransetzen, eine Grexit-Hysterie zu verhindern. Am besten vor dem Brexit-Referendum.

Allerdings verheißt die vorerst abgelehnte Bitte des griechischen Premiers nach einem Euro-Sondergipfel nichts Gutes. Alexis Tsipras will die große Bühne; er strebt eine Debatte auf höchster Ebene an, weil er glaubt, dann mehr erreichen zu können als sein Finanzminister.

In welchem Kreis am Ende auch entschieden wird, eines ist klar: Beide Seiten müssen einlenken. Griechenland muss endlich vereinbarte Reformen im Parlament beschließen. Die Gläubiger wiederum müssen es unterlassen, Athen zusätzliche Notsparpläne aufzubürden, die nur einen Grund haben: Die Euro-Partner versuchen so, den Internationalen Währungsfonds als Kreditgeber an Bord zu holen. Wer das will, muss aber auch zu Schuldenerleichterungen bereit sein.

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