50 Tote nach Schießerei in Florida :
Paris, Brüssel – und jetzt Orlando?

Von Klaus-Dieter Frankenberger
Lesezeit: 2 Min.
Blumen als Zeichen der Trauer vor dem Krankenhaus in Orlando, in das viele der Opfer aus dem Nachtclub Pulse eingeliefert wurden.
Es ist der größte mit Schusswaffen verübte Massenmord in der Geschichte Amerikas. Erhärtet sich der Verdacht einer islamistisch motivierten Tat, wird es den Wahlkampf weiter vergiften.

Welche monströse Tat! In Orlando im amerikanischen Bundesstaat Florida dringt ein Mann in einen Club ein, der hauptsächlich von Homosexuellen besucht wird. Er erschießt kaltblütig und bestens bewaffnet, rund fünfzig Gäste, verletzt Dutzende und nimmt Geiseln, ehe er von einem Spezialkommando erschossen wird. Massenmorde sind in den Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren bestürzend oft verübt worden. Aber eine Tat von diesem Ausmaß hat eine neue Qualität.

Handelt es sich um einen Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund? Steht Orlando in einer Reihe mit Paris und Brüssel? Einige Indizien, Hinweise von Sicherheitsbehörden und Angaben über Identität des Täters deuten darauf hin, dass es sich um einen Terrorakt handelt. Auch dafür hat es in Amerika in der jüngsten Zeit „Vorbilder“ gegeben.

Die Diskussion einer ohnehin aufgewühlten Gesellschaft über die richtige Gegenwehr gegen „einsame Wölfe“ und die notwendige Prävention ist jedes Mal neu befeuert worden. Das betraf auch das Verhältnis zu den Muslimen, besonders zu jenen, die noch nicht lange im Land sind, aber die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen.

Und jetzt? Sollte der Täter mit einer Terrororganisation in Verbindung stehen oder aus eigenen islamistischen Antrieben gehandelt haben, dann wird diese Tat ganz schnell den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf beherrschen. Appelle, jetzt nicht überhastet kollektive Schlüsse zu ziehen, dürften weitgehend verhallen.

Donald Trump, der Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei, hat längst wissen lassen, wie er in Zeiten des islamistischen Terrors am liebsten mit Muslimen verfahren würde: Einreiseverbot. Zwangsausreise? Internierung?

Viele Amerikaner werden Trumps Auslassungen nicht mehr als Geschwätz abtun, sondern in ihrer Ratlosigkeit dem radikalen Einflüsterer zustimmen, selbst wenn der weder die Werte der Vereinigten Staaten noch deren Recht auf seiner Seite hat. Sollte der international agierende islamistische Terror Amerika abermals heimgesucht haben, würde das Misstrauen wieder größer werden.

Und selbst wenn es sich um „home grown terror“ handelte, wären internationale Weiterungen nicht auszuschließen. Der Tag, an dem der „Sonnenscheinstaat“ in Blut ertrank, dürfte Schatten werfen, die über die Präsidentenwahl im November hinausreichen.