London will Softdrinks besteuern

Der britische Finanzminister George Osborne will Zucker in Getränken besteuern, um Fettleibigkeit bei Kindern zu bekämpfen. Was bringt die Zuckersteuer?

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Göteborgs-Posten (SE) /

Sport bringt mehr als Zuckersteuer

Die schwedische Regierung denkt ebenfalls über die Einführung einer Zuckersteuer nach. Die liberale Tageszeitung Göteborgs-Posten hält davon nichts:

„Das Problem mit der Zuckersteuer ist doch nicht, ob sie den Konsum von Süßigkeiten und Sprudel wirklich senkt (was wissenschaftlich umstritten ist), sondern ob es Aufgabe des Staats ist, zu bestimmen, was die Bürger sich in den Mund stecken. Natürlich muss der Staat Grenzen setzen. Aber muss er wirklich die Freitagssüßigkeiten einer Familie mit Kindern teurer machen? Wenn die Politiker wirklich etwas gegen die Fettsucht und die physische Inaktivität tun wollen, gibt es andere Möglichkeiten. Dem Sportunterricht sollte zum Beispiel mehr Platz eingeräumt werden. ... Die Politik sollte dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche sich bewegen und nicht die Ostereier verteuern.“

De Volkskrant (NL) /

Auch Niederlande brauchen Zuckersteuer

Die Niederlande sollten dem Beispiel Großbritanniens folgen, fordert die linksliberale Tageszeitung De Volkskrant:

„Gesundheitsministerin Schippers sieht hier vor allem die Eltern in der Verantwortung. Da hat sie Recht. Aber warum sollte der Staat nicht ein wenig nachhelfen - so wie er das seit Jahrzehnten bei Alkohol und Tabak tut? Selbstverständlich nicht mit einem Verbot, sondern mit gezielter Steuerpolitik. ... Stattdessen versucht Schippers es schon seit einiger Zeit mit Absprachen und Selbstverpflichtungen der Industrie, die aber wenig konkrete Resultate bringen. Und als die Steuer kürzlich doch einmal zum Einsatz kam, setzte die Regierung auch die Abgabe auf Mineralwasser auf dieselbe Höhe wie bei süßen Softdrinks. Von solchen ziellosen Abgaben hat niemand etwas, außer der Finanzminister. Das geht klüger und gesünder.“

The Times (GB) /

Briten werden sich gesünder ernähren

Die staatliche Bevormundung ist gerechtfertigt, weil sie zu einem besseren Konsumverhalten führen wird, argumentiert die konservative Tageszeitung The Times:

„Märkte funktionieren nur dann, wenn die Konsumenten gut informiert sind. Doch Millionen von Eltern - geschweige denn Kinder - wissen nicht, dass Fruchtsäfte, Smoothies, Milchshakes und die an die düsteren Zukunftsvisionen George Orwells erinnernden 'verbesserten' Wasser-Getränke oft voll tödlicher Süße sind. Maßnahmen zur Einschränkung des Zugangs zu Tabak und dessen Besteuerung haben die Gewohnheiten der Bevölkerung verändert und zu wichtigen Neuentwicklungen wie den lebensrettenden E-Zigaretten geführt. Genauso könnte ein progressiver Angriff des Staats auf Zucker ein Bewusstsein schaffen, dass falsche Ernährung kranker macht als Faulheit, Alkohol und Tabak zusammen.“

Financial Times (GB) /

Osborne will Wählern Haushaltsplan versüßen

Die Steuer auf Zucker in Softdrinks ist scheinheilig, meint die konservative Tageszeitung Financial Times:

„Coca Cola und Pepsi Cola sind anscheinend ein Problem. Doch es scheint, dass Zuckerstückchen im Tee oder Kaffee keine sind, ebenso wenig wie Milchschokolade. ... All diese Formen von Zucker werden unseren Gaumen weiter ohne Zuckersteuer kitzeln können. ... Es ist ziemlich offensichtlich, warum sich der Schatzkanzler für diesen Zugang entschieden hat. Er will den großen Unternehmen die Schuld in die Schuhe schieben, nicht den Wählern. Und er will darüber hinwegtäuschen, dass letztlich die Konsumenten die Steuer zahlen. Eine Steuer auf breiterer Basis auf Zucker selbst wäre einfacher, mutiger und viel wirksamer. Doch Osborne wollte, dass sein Haushaltsplan bei den Wählern einen süßen Geschmack hinterlässt.“