Sind Terroristen Märtyrer?

In Dänemark sorgt eine Ende Mai beginnende Ausstellung über Märtyrer schon jetzt für Aufregung: Sie zeigt Persönlichkeiten, die ihr Leben für eine Sache ließen, wie Rosa Luxemburg und Jeanne d’Arc - und daneben die Pariser und Brüsseler Attentäter. Dürfen Freiheitskämpfer mit Terroristen in einem Atemzug genannt werden?

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Berlingske (DK) /

Freiheitskämpfer nicht neben Attentäter stellen

Empört über den Ansatz der Kopenhagener Ausstellung zeigt sich Berlingske:

„An sich ist nichts verkehrt daran, eine Ausstellung über Terrorismus zu gestalten, die aufdeckt, was in den Köpfen der Selbstmordattentäter vor sich geht. Aber die Prämisse ist die falsche. Wenn man Menschen, die für eine Sache gekämpft haben und dafür gestorben sind, Seite an Seite stellt mit Menschen, die ebenfalls für eine Sache kämpfen, dabei aber Unschuldige töten, verwässert man die Begriffe. Das ist Kulturrelativismus in seiner idiotischsten Form. Und es ist gefährlich, wenn dies in äußerster Konsequenz bedeutet, dass eine Überzeugung so gut ist wie die andere. Genau das ist eben nicht der Fall. Demokratie und Freiheit sind besser als Diktatur und Zensur.“

Politiken (DK) /

Terroristen verstehen, um sie zu bekämpfen

Der liberale Kulturminister Bertel Haarder hat angekündigt, die umstrittene Ausstellung in Kopenhagen nicht zu besuchen. Politiken hat dafür nur Kopfschütteln übrig:

„Wenn wir dem Kulturminister folgen, werden wir nichts über die schlimmsten Widersacher unserer Gesellschaft erfahren. Das ist, als würde er fürchten, dass wir den Terroristen nachfolgen, wenn wir etwas über sie lernen. Eine Annäherung auf intellektueller Ebene hat nichts mit einer Annäherung hinsichtlich der moralischen Standards zu tun. Die Konsequenz eines solchen Standpunkts wäre es, nichts über Stalin oder die Kreuzzüge zu lesen oder nicht verstehen zu wollen, warum die Nazis zur Massenbewegung wurden. ... Natürlich müssen wir uns in die Köpfe derer hineinversetzen, die uns hassen. Und natürlich müssen wir verstehen, warum sie für andere zu Märtyrern und Helden werden.“