Hamstern für den Katastrophenfall?

Die Bundesregierung hat ein neues Zivilschutzkonzept beschlossen, in dem die Bevölkerung animiert wird, sich für den Katastrophenfall mit ausreichend Lebensmitteln einzudecken. Kommentatoren sind sich uneins, wie ernst sie den Appell an die Bevölkerung nehmen sollen.

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La Vanguardia (ES) /

Versorgung für die Zehn-Tages-Apokalypse

Der Aufruf der Bundesregierung an die Bevölkerung, sich mit Vorräten einzudecken, weckt bei La Vanguardia Ironie:

„Die Deutschen waren schon immer vorausschauend. Der Kalte Krieg war ihnen eine Warnung. Heute erinnern sie sich an jene Zeit in einem Museum [im Rheinland-Pfälzischen Ahrweiler], das früher ein Bunker war und im Fall eines atomaren Angriffs bis zu 3.000 Politiker einen Monat lang aufnehmen konnte. Und vor kurzem wurde in Rothenstein [in Thüringen] eine Anlage für Millionäre mit Angst vor dem Weltuntergang der Öffentlichkeit präsentiert: Ein Bunker für 30 Familien, mit Schwimmbad und Fitnessraum. ... Die Bunker wirken heute unbeholfen angesichts einer atomaren Katastrophe und das Versorgungspaket der deutschen Regierung wirkt wie ein trostloses Schmerzmittel. Aber vielleicht sollten wir optimistisch bleiben: Sie gehen davon aus, dass sie die Apokalypse binnen zehn Tagen in den Griff kriegen.“

Pravda (SK) /

Zivilschutz bitte ernst nehmen

Gegen Spott über das Zivilschutzkonzept der Bundesregierung verwahrt sich hingegen die Tageszeitung Pravda:

„Die Geschichte ist ein richtiger Hit geworden. Die Deutschen haben sich gleich einen neuen Hashtag ausgedacht: Hamsterkäufe. Zeitungen malen in ihren Spaßrubriken Bilder von Hungersnöten mit Kommentaren vom Typ: 'Das Ende ist nah' oder 'Hamster über Nacht in ganz Deutschland ausverkauft'. Im Internet kursieren Archivfotos von geplünderten Geschäften. ... Verbreitet die Regierung Angst? ... Wenn die Führung des stärksten Staats auf dem Kontinent es als erforderlich ansieht, ihre Bevölkerung auf nahende Angriffe und Konflikte vorzubereiten, kann man das nicht nur mit witzigen Bemerkungen im Internet abtun.“